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Der 18. ACD-Jahrescon - ein Conbericht

von Rüdiger Schäfer mit Fotos von ACD-Hoffotograf Jörg "Darklord" Dirks sowie den anderen "Knipsern"

11. - 13. August 2006 auf dem Karlshof bei Nördlingen


Reh und Hase muss man schießen,
eh sie flüchten in den Wald,
und die Mädchen muss man küssen,
eh sie runzlig sind und alt.


(Motto auf dem Kachelofen des Pfadfinderhauses "Karlshof" bei Nördlingen)
ACD-Con 2006

Der Abend des 12. August ist einer der kühleren des Jahres. Die im großen Saal des Karlshof versammelten etwa 25 ACDler warten auf die Verleihung der Urkunden und die nachfolgende Versteigerung. Hinter ihnen liegt ein ebenso anstrengender wie wundervoller Tag. Das an- und abschwellende Stimmengewirr wird immer wieder durch Lachen und Klatschen unterbrochen. In der Luft hängt ein süßlich-herbes Aroma, ein vertrauter Duft nach Grillfeuer und Bier, nach Gemütlichkeit und alten Gewohnheiten. Der 18. ACD-Jahrescon ist in vollem Gange und die meisten wissen es längst: Dieser Con wird nicht nur in den Analen des Clubs einen ganz besonderen Platz einnehmen - vor allem die Anwesenden werden das Wochenende nahe des bayerischen Ortes Nördlingen nie vergessen!
Auf dem Weg in die Küche treffe ich Antje Brand. Seltsamerweise sieht sie ein wenig traurig aus. Sie hebt kurz den Kopf. Dann sagt sie: "Ich will nicht, daß dieser Con zu Ende geht." Bevor ich etwas erwidern kann, ist sie auch schon an mir vorbeigeeilt. Mein Lächeln, das aufmunternd sein soll, jedoch eher ein wenig hilflos wirkt, sieht sie bereits nicht mehr. Ich kenne das Gefühl. Man hat Wochen, wenn nicht gar Monate in die Planung und Vorbereitung einer Veranstaltung investiert, und nun, da sie langsam ihrem Ende entgegengeht, stellt sich diese bittere Taubheit ein, diese innere Leere, die man einfach nicht mehr los wird. Das sind die Momente, in denen man erkennt, daß Abschied tatsächlich ein bisschen wie Sterben ist.
ACD-Con 2006
Komfort und viel Platz in idyllischer Lage: Der Karlshof
Für mich beginnt der ACD-Jahrescon 2006 am Freitag, dem 11. August um die Mittagszeit. ACD-Web-Man Klaus-Dieter Ludwig trifft in der Stixchesstraße ein und eine gute Stunde später brechen wir in Richtung Wal-Mart auf, um noch Grillgut und ein wenig Proviant für die rund fünfstündige Autofahrt nach Nördlingen zu besorgen. Gegen 14:00 Uhr sind wir am Bahnhof Köln-Deutz und nehmen Matthias Pätzold an Bord - im ACD-Forum besser unter seinem Pseudonym Orbanaschol bekannt. Dann warten knapp 500 Kilometer Autobahn, diverse Staus und eine stetig anwachsende Vorfreude auf ein tolles Wochenende.
Kurz vor dem Ziel wird der Himmel plötzlich schwarz und ein heftiger Regenguss läßt uns für die Wettersituation auf dem Con das schlimmste befürchten. Gott sei Dank erweist sich diese Sorge als letztlich unbegründet. Auch wenn es in den kommenden Tagen ab und an regnen soll, so zeigt sich Petrus insgesamt doch einigermaßen gnädig gestimmt. Ein kurzer Ausflug in die nahen Maisanbaugebiete führt uns schließlich zu einer Sägemühle und der Erkenntnis, daß wir wohl irgendwo eine Abzweigung übersehen haben. Der zweite Versuch gelingt dann jedoch und gegen 19:00 Uhr treffen wir endlich an unserem Ziel ein.
ACD-Con 2006
Pezi und Olaf als Feuerträger.
Das große Grillen kann beginnen.
Neben den vier Converanstaltern Pezi Kufner, Antje Brand, Florian Breitsameter und Olaf Funke sind bereits rund ein halbes Dutzend weiterer Fans anwesend. Petra und Stefan Schaper haben gleich ihren knapp fünf Monate alten Nachwuchs mitgebracht. Der Kleine hört auf den Namen Malte und stellt den mit Abstand jüngsten Besucher eines ACD-Jahrescons überhaupt dar. Selbstverständlich erhält er ein eigenes Namensbatch als Souvenir. In der Folge beobachtet er das merkwürdige Treiben um ihn herum mit großen Augen.
Gero Grübler steht mit breitem Grinsen am Grill. Er hat ACD-Hoffotograf Jörg Dirks mitgebracht, der bereits eifrig dabei ist, alles abzulichten, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann. Schon am späten Freitagabend stehen über 100 Bilder zur Auswahl, die der Hannoveraner gleich am mitgebrachten Laptop auf visuelle Tauglichkeit überprüft, sortiert und speichert.
ACD-Neuzugang Christine Eder versucht sich an ihrem ersten Jahrescon und befindet sich diesbezüglich in bester Gesellschaft. Auch die anwesenden Harald Bestehorn und Reimer Deutler sieht man auf den jährlichen Clubfeten nämlich eher selten.
Für uns Neuankömmlinge heißt es jedoch zunächst erst einmal die Anmeldeformalitäten hinter sich zu bringen. Neben dem obligatorischen Batch erhalte ich meine Contüte, deren Inhalt bereits erahnen läßt, welche Mühe sich die Veranstalter mit diesem Con gegeben haben. Auf dem Batch ist reichlich Platz für allerlei kleine Sticker, die man für die verschiedensten Aktivitäten wie zum Beispiel die Anmeldung zu den diversen Wettbewerben (Fußballturnier, Festplattenweitwurf, Extrasinn-Rallye, Quiz) oder für die Anzahl der besuchten Jahrescons respektive der Mitgliedsjahre im Club bekommt. Natürlich gibt es später weitere Sticker für die Sieger in den einzelnen Events. Außerdem erhält jeder Besucher einen Stickersatz mit diversen Herzchen zur freien Verteilung, zum Beispiel als Dankeschön für einen erwiesenen Gefallen oder einfach, weil er den entsprechend Bedachten sympathisch findet. Eine wirklich tolle Idee, die den Con-Batch im Lauf der Zeit in ein knallbuntes Erinnerungsstück der besonderen Art verwandelt!
ACD-Con 2006
V.l.n.r.: Christine, Klaus-Dieter, Antje
und Stefan beim abendlichen Klönen
Dazu gibt es ein spezielles Souvenirbook, in dem sich das bayerische Quartett nicht nur vorstellt, sondern auch eine Auswahl der verschiedenen Berichte zu vorangegangenen ACD-Jahrescons bringt. Die teilweise jahrzehntealten Fotos sorgen für viel Heiterkeit. Auf der letzten Seite des hübsch aufgemachten Fanzines klebt schließlich noch ein wirklich außergewöhnliches Stück: eine Haarlocke von Atlan persönlich! Da das Bändchen in einer Auflage von 50 Exemplaren produziert wurde, dürfte der alte Arkonide ganz schön Federn gelassen haben.
Mit dem Extrasinn-Rätselheft sorgen Antje, Pezi, Flocky und Olaf dafür, daß in den Pausen zwischen den einzelnen Programmpunkten keine Langeweile aufkommt. Ich will gar nicht wissen, wie viele Stunden die Vorbereitung dieser Aktion gekostet hat. Jedenfalls gilt es mittels großformatiger im Obergeschoß aufgehängter Poster eine Reihe von Fragen zu beantworten und Beziehungen herzustellen. Da gibt es unter anderem die Cover bekannter SF-Romane, denen man den entsprechenden Titel zuordnen muß, verschieden große Behälter, die mit Legosteinen, Reiskörnern oder Glasperlen gefüllt sind, und deren Anzahl man schätzen soll, Luftaufnahmen ehemaliger Veranstaltungsorte von ACD-Jahrescons, die zu identifizieren sind, Fan-Fotos, bei denen man die Gesichter herausgeschnitten hat, und auf denen man nun die Person erkennen muß und und und. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann hat hier Web-Man KDL den Sieg eingefahren.
Die im ersten Stock vorbereiteten Schlafräume Arkon I, Arkon II und der Trümmerring sind schnell bezogen (die Veranstalter schlafen in der Raum-Zeit-Falte, damit sie sich auch mal für ein paar Minuten zurückziehen können), die Betten ertreulich bequem. Auf jeder Matratze liegen zwei kleine Täfelchen Schokolade - natürlich mit farbigem Con-Logo bedruckt. Solche und ähnliche Kleinigkeiten (wie überhaupt die gesamte Dekoration) begegnen dem Besucher immer wieder und zeugen davon, wie viel Mühe und Herzblut das Organisationsteam in diese Veranstaltung gesteckt hat. Ein weiterer Räum beherbergt die Fan-Lounge. Dort steht unter anderem der Versteigerungstisch, auf dem man die mitgebrachten Devotionalien abladen kann, und der sich schon bald unter der Last von Bücherkisten und ähnlichen Kostbarkeiten biegt. Daneben findet sich eine Snack-Bar mit Chips, Nüssen, Dips und anderen Leckereien, alles stilecht auf Arkonidisch zurechtgemacht. Kleine Gürkchen werden da zu Baby-Swoons; man kann Arkonidenaugen genießen und den eigenen Gaumen an rund zwanzig weiteren galaktischen Delikatessen erproben. Selbst mir fehlen da die Worte!
ACD-Con 2006
Finale beim Mitternachtsarmdrücken! Stefan (rechts) ist zuver-
sichtlich. Ich selbst konzentriere mich voll auf die Titelverteidigung.
Vor dem Congebäude rauchen bereits die drei herbeigeschafften Grills. Es herrscht die klassische Freitagabendstimmung. Nach und nach treffen weitere Gäste ein, darunter unter anderem Altvorständler Achim Sturm, Peter Herfurth-Jesse und Robert Musa. Es wird getrunken, geredet und natürlich viel gelacht.
Um 23:00 Uhr kommt es zur Uraufführung der ACD-Rymne "Like the sun". Offenbar haben die Anwesenden etwas mehr Clubspezifisches erwartet. Zwar wird dem Stück seine Qualität als Popsong bescheinigt, doch als Hymne will man sich nicht so recht damit anfreunden.
Deutlich mehr Zuspruch findet das Traditionelle Mitternachtsarmdrücken, bei dem gut zehn ACDler mitmachen. Antje Brand verkündet zu Beginn neue Regeln. So sollen die Kombatanten ab sofort ihre jeweils freien Hände ineinander verschränken - eine hübsche Idee, die sich in der Praxis jedoch als untauglich erweist, da man nun den Arm des Gegners nicht mehr flach auf die Tischplatte drücken kann. Am Ende kehrt man dann doch wieder zum bewährten Modus zurück.
Antje gibt jedoch nicht auf und verkündet nach einer Reihe von Duellen, das man nun die "Vorschlußendrunde" ausspielen werde, um die beiden Finalteilnehmer zu ermitteln. Das führt kurzzeitig zur Verwirrung und am Ende zu drei einsamen Kämpfern, die in einem kurzerhand beschlossenen Modus Jeder-gegen-Jeden den stärksten Mann des ACD unter sich ausmachen. Nachdem Harald Bestehorn sowohl gegen Stefan Schaper als auch gegen mich verloren hat, kommt es zum finalen Zweikampf zwischen dem Braunschweiger und meiner Wenigkeit. Es gelingt mir, meine Krone zu verteidigen und den ersten Titel des Cons einzufahren.
ACD-Con 2006
Matthias "Orbi" beweist,
daß er doch größer ist als ein
10-Kilo-Sack Grillkohle.
Es ist schon weit nach ein Uhr nachts, als sich die Müdigkeit und die lange Anfahrt bemerkbar machen. Gemeinsam mit Jörg Dirks, Gero Grübler, Klaus-Dieter Ludwig und Reimer Deutler schlage ich meine Koje auf Arkon I auf. Natürlich habe ich an das wichtigste Mitbringsel für einen Con gedacht, bei dem man nicht alleine schläft: Ohrenstöpsel.
Wie üblich werde ich am nächsten Morgen gegen halb sieben wach. Der Rest des Zimmers schnarcht, schnauft und prustet noch selig vor sich hin, also schnappe ich mir Hose und Schuhe und beschließe, die umgebende Natur mit einem kleinen Morgenspaziergang zu erkunden. Als Stadtmensch hat man nicht häufig Gelegenheit, über Wiesen und durch Wälder zu streifen - und von beidem gibt es rund um den Karlshof jede Menge. Innerhalb einer guten Stunde umrunde ich das Congelände weiträumig und trainiere damit gleichzeitig ein bißchen für das vormittägliche Fußballturnier. Die angenehme Temperatur von um die 15 Grad Celsius und die frische Luft vertreiben schnell auch die letzten Reste von Müdigkeit.
In der geräumigen Küche des Karlshofs wird schon mit Hochdruck gearbeitet. Die guten Geister des Cons bereiten das Frühstück vor. Im Ofen werden Brötchen gebacken, es duftet nach frisch aufgebrühtem Kaffee und das Klappern von Geschirr und Besteck zeugt davon, daß der Consamstag angebrochen ist. Nach und nach kriechen auch die Spätaufsteher aus ihren Betten und finden sich im großen Saal ein. Gegen 11:00 Uhr bricht das Gros der Truppe dann zum Fußballplatz auf, eine kaum mehr als 500 Meter entfernte Wiese. Es nieselt ab und an; das Gras ist feucht und ziemlich rutschig.
ACD-Con 2006
Die Mannschaften vor dem Finale. V.l.n.r.: Stefan, Peter,
Pezi, Antje, Flocky, ich, Olaf und Klaus-Dieter.
Antje, Pezi, Flocky und Olaf (die übrigens allesamt mitspielen und damit die Hälfte der Aktiven stellen!) haben auch hier an alles gedacht. Es gibt bunte Laibchen mit Nummern, eine wertvolle Hilfe, um die Spieler des eigenen Teams zu erkennen. Reimer Deutler bietet sich als Schiedsrichter an und bekommt eine hübsche Trillerpfeife. Kleine Plastikbeutel, die man aufblasen kann, und die beim Zerplatzen einen Konfettiregen erzeugen, halten auch das Publikum bei Laune. Insbesondere den kreuzlahmen Gero Grübler kann man mit solcherlei primitivem Spielzeug für Stunden beschäftigen. Jörg Dirks hat als Fotograf natürlich ungehinderten Zutritt zum VIP- und Spielerbereich und schießt ein Bild nach dem anderen.
Nach Wahl der Teams einigt man sich auf eine Spielzeit von zwei mal zehn Minuten netto. Es herrscht angenehmes Fußballwetter und so entwickelt sich ein erstaunlich ansehnliches Spiel. Einziges Problem ist der extrem seifige Boden, und so wird die erste Halbzeit von weiten Flanken und Schüssen aus der zweiten Reihe bestimmt.
Die Tore sind mit Holzlatten und Getränkekästen markiert; das Feld ist klein genug, um nicht bereits nach ein paar Minuten außer Puste zu geraten. Wie gewohnt werfen die Beteiligten ihre aus vielen ACD-Turnieren bekannten Stärken in die Waagschale. Pezi und Flocky bestechen durch unermüdliche Laufarbeit und vorbildlichen Einsatz. Klaus-Dieter Ludwig und Antje Brand hüten die Tore mit Glück und Geschick.
ACD-Con 2006
Pezi nimmt sich ein Herz und legt alles was sie hat in diesen
Volleyschuß. Gegner und Mitspieler schauen fasziniert zu.
Stefan König und Olaf Funke machen die Räume eng und markieren wichtige Anspielstationen. Und Peter Herfurth-Jesse sowie meinereiner geben die taktisch geschulten Spielmacher, die weniger laufen, dafür aber umso mehr dirigieren. Nach den ersten zehn Minuten steht es 0:0 und alle sind sich einig: So ausgeglichen waren die Spielanteile schon lange nicht mehr verteilt.
Mitte der zweiten Halbzeit der Schock für Team Blau: Stefan König bricht durch den von Olaf Funke und Flocky Breitsameter gebildeten Abewehrtiegel, läuft allein auf Klaus-Dieter Ludwig zu und schießt zum 1:0 für Team Rot ein. Jetzt ist Moral gefragt. In der Folge versuche ich es mit einem fulminanten Schuß aus dem Halbfeld, doch Antje Brand kontert mit einer Glanzparade. Nur wenige Minuten noch; einmal mehr scheint mir der so heiß begehrte Titel des ACD-Fußballmeisters durch die Finger respektive O-Beine zu gleiten. Immer wieder Verzweiflungsschüsse auf das Tor von Team Rot. Und dann kommt das Glück zu Hilfe. Ein von mir getretener Kullerball kann von Antje auf dem nassen Rasen nicht festgehalten werden, rutscht ihr durch die Finger, taumelt gegen den Innenpfosten (die Getränkekiste) und rollt schließlich zögernd über die Linie. Jubel! Ausgleich! 1:1!
ACD-Con 2006
Grenzenloser Jubel bei den Siegern. Im Hintergrund der
sichtlich bewegte ACD-Alterspräsident Achim,
der den Pokal überreichte.
In der Folge steht die Defensive natürlich klar im Vordergrund. Bloß nicht kurz vor Schluß noch einen Treffer kassieren. Dann endlich der erlösende Anpfiff. Reimer Deutler gewährt den mittlerweile doch erschöpften Helden eine fünfminütige Verschnaufpause bevor er sie zu zwei mal drei Minuten Verlängerung bittet. "Im Zweifelsfall hinten bleiben", schärfe ich meinen Teammitgliedern ein. "Wenn wir ins Elfmeterschießen kommen, gewinnen wir!"
Rund zehn Minuten später endet auch die Verlängerung torlos. Ein Elfmeterschießen muß entscheiden. Ich verwandle den ersten Strafstoß gegen Antje und stelle mich dann selbst ins Tor. Zwei Schüsse kann ich abwehren, zwei gehen neben den Kasten (im wahrsten Sinne des Wortes). Als Achim Sturm den seit 1995 verschollenen und erst kürzlich wieder aufgetauchten ACD-Fußballpokal überreicht, kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Die letzten Konfettikanonen schicken ihre Füllungen in Richtung der glücklichen Sieger. Es war ein tolles Spiel mit großartigen und fair gratulierenden Gegnern.
Zurück im Karlshof ist natürlich erst einmal Duschen angesagt. Und wie selbstverständlich hat es auch bei diesem ACD-Turnier wieder Verletzungen gegeben. Pezis Kinn schließt schmerzhafte Bekanntschaft mit Klaus-Dieter Ludwigs Schulter. Ich selbst blocke zwar den Elfmeter von Stefan König mit dem linken Unterschenkel, trage jedoch einen schmerzhaften Bluterguss davon, an dem ich einige Tage viel Freude habe. Stefan selbst bleibt beim Fußball unverletzt, rutscht später jedoch beim Festplattenweitwurf aus und kann fortan nur noch humpeln.
ACD-Con 2006
Überraschungsgast Martin
findet die verschollene Festplatte.
Ebenjene Disziplin steht als nächstes auf dem Programm (Festplattenweitwurf, nicht Humpeln!). Auf einer riesigen Wiese hinter dem Haus geht es in drei Gewichtsklassen an den Start (es geht wohlgemerkt um das Gewicht der Festplatten, nicht um das der Teilnehmer). Jeder hat zunächst einen Wurt; die besten fünf ermitteln dann mit einem zweiten Versuch den endgültigen Sieger. Nachdem ich sowohl in der schweren als auch in der mittelschweren Konkurrenz den Sieg souverän nach Hause geworfen habe, ersinnen die ob meiner Titelflut langsam ent- und genervten Kontrahenten einen teuflischen Plan, um mir zumindest die Trophäe in der letzten, der leichten Gewichtsklasse streitig zu machen. Als ich die mittelschwere Platte so weit werfe, daß es fast eine Viertelstunde dauert, sie wieder aufzuspüren, ändert man flugs die Regeln mit der scheinheiligen Begründung, daß die leichte Platte bei ähnlich kraftvoller Behandlung im hohen Gras nicht mehr wiederzufinden sei. Statt Weit- ruft man deshalb den Zielwurf aus. Die Platte muß nun in eine Apfelsinenkiste geschleudert werden. Ich trage solcherlei offensichtliche Kungeleien mit der Gelassenheit eines Champions.
Es fängt wieder an zu regnen, und einige fürchten bereits um die ordnungsgemäße Durchführung des nächsten Events, der so genannten Extrasinn-Rallye, die - da sind sich später alle einig - der definitive Höhepunkt dieses Jahrescons wird. Nachdem sich die vier Converanstalter in ihre Raum-Zeit-Falte zurückgezogen haben, beginnt im großen Saal das gespannte Warten.
Zunächst sucht Antje allerdings vier rechtschaffene Mannsbilder aus, die ihr ins Obergeschoß zu folgen haben. Ihre Wahl fällt auf Stefan König, Stefan Schaper, Gero Grübler und meine Wenigkeit. In einem kleinen Nebenzimmer erfüllen sich dann die wildesten Träume so manches Anwesenden, als Antje die Auserwählten kurzerhand zu Sklaven erklärt und fachmännisch fesselt. Olaf Funke, der mit einer Laserwaffe im Arm als Kuppelroboter Rico fungiert und uns bewacht, nachdem Antje den Raum verlassen hat, läßt etwaig heraufdämmernde erotische Fantasien jedoch schnell zerplatzen.
ACD-Con 2006
Versteigerung der Sklaven. Händlerin Antje Brand preist
ihre Waren an - die gefesselten Sklaven Rüdiger,
Stefan & Stefan und Gero.
Entsprechend präpariert geht es schließlich wieder hinunter in den großen Saal, wo jeder Sklave eines von vier Symbolen auf die Stirn tätowiert bekommt. Dann beginnt die Versteigerung. Die verbliebenen Teilnehmer haben allesamt eine bestimmte Summe an galaktischen Währungseinheiten erhalten und dürfen jetzt auf die Sklaven, aber auch auf arkonidische Artefakte bieten. Da gibt es Schreibutensilien, Blöcke und geheimnisvolle Säckchen unbestimmten Inhalts. Später wird klar, daß dieses Intro lediglich dazu dient, die vier Spielgruppen zu bilden, denn am Ende hat jedes Team die gleiche Ausrüstung und einen Sklaven. In den Säckchen findet jede Gruppe ihre erste Aufgabe. Ziel der Extrasinn-Rallye ist es, möglichst viele Artefakte zu sammeln, die der unsterbliche Arkonide Atlan im Lauf seines Lebens zusammengetragen hat, und die sich über die fiktive Spielwelt verteilen.
ACD-Con 2006
Pezi in ihrem Kostüm als
"Vorzimmerdame von ES"
Dabei gibt es vier Anlaufpunkte. Die Händlerin (Antje) residiert in einem Laden im Obergeschoß des Karlshofs. Pezi verkörpert die Vorzimmerdame von ES und hat ihre Zelte vor einem der Nebengebäude aufgeschlagen. Olaf gibt Atlans schon erwähnten Roboter Rico und steht vor der verschlossenen Unterwasserkuppel (einer großen Scheune) Wache. Flocky schließlich hat sich auf dem Raumhafen hinter dem Haus postiert und liefert eine beeindruckende Vorstellung als Einsamer Terraner. Mittels eines ausgeklügelten Systems werden die Gruppen nun von Aufgabe zu Aufgabe geschickt, sammeln Hinweise, lösen Rätsel, erhalten Kodes, tauschen Artefakte und füllen so ihr Säckchen mehr und mehr. Wer am Ende alle Geheimnisse ergründet hat, ist im Besitz von fünf Kodes, die er gegen eine Schatzkarte tauschen kann. Diese führt zum ultimaten Artefakt - und zum Ende des Spiels.
Es ist mit Worten nicht wirklich zu beschreiben, wie viele Ideen, wie viel Witz und Charme in dieses von Beginn an "fesselnde" Spiel eingeflossen sind. Es waren immer wieder die Details, die vielen kleinen Anspielungen, die durchdachten, jederzeit logischen Rätsel und nicht zuletzt die großartige Leistung der vier Spielleiter, denen man in jeder Minute anmerkte, daß sie mit Feuereifer bei der Sache waren, die die Extrasinn-Rallye zu einer Riesengaudi werden ließen. Kurz nach Ende des Spiels (die Gruppe um Achim Sturm und Jörg Dirks suchte als letzte an der "Säule der Ewigkeit" noch immer nach ihrem finalen Artefakt) versammeln sich die Teilnehmer bereits geschlossen vor dem Hauptgebäude und diskutieren das, was sie in den vergangenen zweieinhalb Stunden erlebt haben. Es wird viel gelacht und so gut wie allen merkt man an, daß sie die Zeit mit allen Sinnen genossen haben.
Ich kann an dieser Stelle nur sagen: Die Extrasinn-Rallye war mit das schönste und am besten geplante Spiel, das ich in über 20 Jahren Fandom erlebt habe. Das war ganz große Unterhaltung und wer sich darauf einließ, der durfte für ein paar köstliche Augenblicke wieder Kind sein!
ACD-Con 2006
Der Klassiker schlechthin: ACDler bei der Nahrungsaufnahme.
Natürlich macht die Jagd nach Artefakten hungrig, und so ist am frühen Abend erst einmal wieder Grillen angesagt. Robert Musa ist inzwischen mit Sascha Hallaschka eingetroffen. Der Mann mit dem Hut hat die Tortur auf sich genommen, und ist extra nach Kassel gedüst, um Sascha abzuholen und zum Karlshof zu chauffieren. Ich weiß in diesen Minuten nicht, ob ich ihn dafür bewundern oder bedauern soll. Auf jeden Fall ist Sascha als Quizmaster für die um 20:00 Uhr startende Raterunde vorgesehen.
Es ist diesem Bericht vermutlich anzumerken, daß mich der ACD-Jahrescon 2006 regelrecht verzaubert hat. Ich habe mich auf allen ACD-Cons wohlgefühlt (und ich habe immerhin 15 von ihnen besucht). Jeder einzelne hatte seine liebenswerten Besonderheiten und dieses typische Flair, das viel eher durch die Zusammensetzung des Publikums als durch die Qualität des Programms entsteht. Der Con im Karishof war dennoch anders; nicht besser, aber irgendwie intensiver, greifbarer. Da war ein Hauch Grünberg, eine Prise Otzberg, ein Anflug von Hildesheim. Da waren Menschen, die ich ein halbes Leben lang kenne und ein Programm, das vor Originalität nur so sprühte, dessen Ausgelassenheit ansteckte und mitriß. Da waren so viele Dinge, die ich noch gar nicht erwähnt habe, und die dennoch im Gedächtnis haften geblieben sind. Da waren Begrüßungsmuffins, auf die man mit Zuckerguß "ACD-Jahrescon 2006" geschrieben hatte, da war die für 10 Euro erhältliche ACD-Tasche, da war das wunderschöne Con-T-Shirt und so viel mehr. Wenn mich tatsächlich etwas gestört hat, dann der eher schwache Besuch. 25 Gäste sind in gewisser Weise ein Armutszeugnis, auch wenn ich die Daheimgebliebenen ehrlich bedauere, denn sie haben etwas Einmaliges und nicht Wiederholbares verpaßt. Daß Antje, Pezi, Flocky und Olaf dennoch einen weiteren ACD-Con im Karlshof machen wollen, setzt ihrem Engagement die Krone auf.
ACD-Con 2006
"Ich bin Gott" Sascha zelebriert sein siebtes HallschKwiz
Doch zurück zum Samstagabend. Es naht der Auftritt eines Mannes, der den ACD in den 90er Jahren wie kaum ein anderer geprägt hat. Das ACD-Quiz ist an diesem Wochenende womöglich das Event mit dem höchsten Wiedererkennungswert. Hier wird Tradition gelebt, denn Sascha Hallaschka weicht keinen Jota vom bekannten Muster ab. Vier Gruppen, 42 Fragen, eine Trillerpfeife, in die der Quizmaster immer dann bläst, wenn der Geräuschpegel zu stark anschwillt, ein paar Joker, vier Schätzfragen - und die wie üblich ausgetauschten Schmähungen zwischen den Konkurrenten. Für zwei Stunden ist Sascha Gott, was nichts mit Blasphemie zu tum hat, sondern schlicht und ergreifend heißt, daß jegliche Beschwerden über die Ungerechtigkeit des Lebens im Allgemeinen und den Schwierigkeitsgrad der Quizfragen im Besonderen sinnlos sind. Auch das hat die Tradition gelehrt.
Der ACDler ist von Haus aus Besserwisser. Eine unbefriedigende Platzierung beim Quiz hat nichts mit Dummheit oder mangelndem Wissen zu tun, sondern ist stets den widrigen Umständen und der Härte des Schicksals geschuldet. Lange Rede, kurzer Sinn: das Quiz ist kurzweilig und spannend, da es am Ende mit einer Stichfrage entschieden werden muß. Die Fragen sind nicht zu leicht und nicht zu schwer und ausgewogen über die Wissensgebiete verteilt. Und Sascha Hallaschka ist sowieso immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis, das natürlich auch dadurch gewinnt, weil man es nicht mehr allzu häufig geboten bekommt.
Während Pezi damit beschäftigt ist, die diversen Siegerurkunden mit den Namen der Besucher zu füllen, tragen Olaf Funke und andere bereits die zahlreichen Spenden für die anstehende Versteigerung in den großen Saal. Robert Musa hat die Pretiosen im Vorfeld zu handlichen Paketen gruppiert und erklärt sich auch bereit, mir diese im Laufe des weiteren Abends anzureichen. Jörg Dirks übernimmt einmal mehr die Aufgabe des Buchhalters und notiert die Gebote direkt in den Laptop.
ACD-Con 2006
Übergabe des symbolischen Zellaktivators an die
Veranstalter des ACD-Jahrescons 2007 Rüdiger und Gero.

ACD-Con 2006
Die Penisverlängerungspumpe entwickelt sich langsam zur
ACD-Legende. Neue Besitzerin des guten Stücks ist jetzt Pezi.
Unnötig zu erwähnen, daß auch die verliehenen Urkunden ausnehmend schön gestaltet sind. Antje und Pezi verteilen sie an die Sieger des Tages. Dazu gibt es weitere Sticker für die Con-Batches.
Olaf Funke ist derweil schon in der Küche damit beschäftigt, die Cocktails vorzubereiten. Die Dinger schmecken fast zu gut, und für den Rest des Abends trinke zumindest ich kein Bier mehr.
Neu ist die feierliche Weitergabe eines kleinen Holzkästchens an die Veranstalter des nächsten ACD-Jahrescons. Auf dem Kästchen stehen Ort und Datum des aktuellen Cons. Der Inhalt besteht aus einem symbolischen Zellaktivator, der der Hoffnung auf viele weitere ACD-Cons Ausdruck verleihen soll. Gero Grübler und ich nehmen das Kleinod sichtlich bewegt entgegen. Zwar wird der Jahrescon 2007 mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr im Naturfreundehaus Hildesheim stattfinden, da dieses zum Verkauf steht, doch Gero und ich sind fest entschlossen bis spätestens Ende des Jahres eine Alternative zu finden und im kommenden Jahr die große Clubfete erneut auf die Beine zu stellen. Die Versteigerung wird insbesondere von den Veranstaltern natürlich immer mit großer Nervosität erwartet. Meistens reichen Conbeitrag und Nebeneinnahmen zwar zur Kostendeckung aus, doch je nachdem, wie viel zusätzlichen Aufwand man betreibt, sind die Einnahmen aus der samstagabendlichen Auktion eine große Beruhigung und die Garantie, daß man am Ende nicht draufzahlt. Als Antje mich deshalb fragt, ob ich die Versteigerung übernehmen würde, sage ich selbstverständlich gerne zu.
Neben den üblichen Büchern, CD-ROMs, Fanzines und ähnlichem sind bei den ACD-Auktionen stets auch einige echte Raritäten im Angebot - vor allem wenn sich die Zeichner und Bastler unter den Mitgliedern ins Zeug gelegt haben. Diesmal gibt es zum Beispiel zwei gerahmte Kufner-Originale mit Bildern des speziell für den Con gestalteten Extrasinns und des Arkoniden Atlan. Ein weißes Con-T-Shirt der Größe XL hat Pezi handkoloriert. Für mich den Vogel schießt allerdings der von Antje gebastelte Plüsch-Extrasinn ab, ein nahezu unbezahlbares Unikat, von dem ich sogleich weiß, daß es prächtig zum meinem Kufner-Knuddel-Atlan passen würde.
Pezi selbst ersteigert eines der sechs Überraschungspakete aus dem Hause Schaper und findet darin die zuletzt auf dem ACD-Jahrescon 2005 in Peine gesichtete Penisvergrößerungspumpe. Angesichts des kleinen Malte, der zu dieser Zeit längst tief und fest schläft, entbehrt es nicht einer gewissen Logik, daß Stefan das Gerät wieder in Umlauf bringt. Achim Sturm plant offenbar die Eröffnung eines Buchladens, denn schon nach der ersten Stunde stapeln sich vor ihm die literarischen Meisterwerke aus allen möglichen Genres. Teurer wird es mal wieder für Klaus-Dieter Ludwig, der seine Kufner-Sammlung zwar um einige neue Stücke bereichern kann, dafür aber am Ende auch rund 170 Euro los ist. Ich selbst erfülle mir meinen Traum und ersteigere den Plüsch-Extrasinn.
ACD-Con 2006
Zwei erschöpfte, aber glückliche Converanstalterinnen: Antje
und Pezi freuen sich über ein rundum gelungenes Clubfest.
Statt der allseits bekannten Überraschungspäckchen, gibt es diesmal Überraschungssäckchen. Im Vorfeld des Cons haben diverse ACDler Post von den Veranstaltern erhalten. Beigelegt waren ein Fragebogen und ein mit einem Sternenhimmel bedrucktes Säckchen, das es mit Dingen zu füllen galt, die einen als ACDler geprägt haben. Wie üblich darf (muss) der Gewinner der jeweiligen Auktion das Säckchen vor aller Augen auspacken.
Insgesamt kommen sagenhafte 455 Euro zusammen, angesichts der Besucherzahl eine geradezu rekordverdächtige Summe. An dieser Stelle geht ein großes Dankeschön an alle, die den Versteigerungstisch mit ihren großzügigen Spenden bestückt, und natürlich auch an jene, die die Sachen letztlich ersteigert haben.
Es ist spät geworden; die Uhr zeigt längst weit nach Mitternacht. Im großen Saal sitzen die letzten Aufrechten, darunter auch der unermüdliche Robert Musa, der auf Sascha Hallaschka wartet. Vor dem Haus haben Gero Grübler und Flocky Breitsameter den Grill angefacht und verbrennen Fanzines und Transgalaxis-Kataloge. Die letzten Biere werden geöffnet. Einige laden die ersteigerten Schätze schon einmal in ihre Autos. Nach und nach verschwinden die Besucher in den Betten. Ich selbst ziehe mich etwa gegen zwei Uhr zurück.
ACD-Con 2006
Lob und Dank gebührt auch Jörg, der mit Kamera
und Computer dafür sorgte, daß die Bilder des
Cons der Nachwelt erhalten bleiben.
Über Consonntage ist schon einiges geschrieben worden. Antje Brand notiert am 15. August im ACD-Forum:
"Alle gingen und wir blieben zurück, alles was uns geblieben ist, ist Rüdigers Überraschungspaket und eine Penisverlängerungspumpe."
Und im weiteren heißt es:
"Pezi und ich haben die letzte Woche damit verbracht zu basteln, zu malen, zu nähen, zu gestalten und zu organisieren - wir wollten einen Con hinlegen, wie ihn der ACD noch nicht gesehen hat und die Pläne, die wir nicht verwirklicht haben, reichen für drei weitere ACD-Cons. Es gab Streit und Freude, Höhenflüge und Tiefschläge... es war ein emotionales Projekt, das am Samstag zur Hochform auflief und am Sonntag ein tiefes Loch gerissen hat, das ich zumindest inzwischen mit der Hoffnung und dem Vorsatz gefüllt habe, wieder einen ACD-Con zu veranstalten."
Der 18. ACD-Jahrescon wird nicht nur mir noch lange in Erinnerung bleiben, und dieser Conbericht schafft es wie immer nur sehr bedingt, die Atmosphäre der Veranstaltung zu vermitteln.
Antje, Pezi, Flocky und Olaf haben mit ihrer Kreativität und Begeisterung Maßstäbe gesetzt. Ich habe keinen Zweifel, daß ich im Namen aller Conbesucher schreibe, wenn ich ihnen für ein fantastisches Wochenende danke. Ich freue mich schon jetzt auf eine Neuauflage in zwei oder drei Jahren und bin sicher, daß es dann deutlich voller werden wird!


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