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Der 1. ACD-Jahrescon 1987
von Birgit Fischer


Dies hier soll ein Con-Bericht werden. Ich habe zwar keine Ahnung, was ich da alles schreiben soll, aber ich muß mir wohl etwas einfallen lassen. Und das alles nur, weil ich zufällig Block und Stift in der Tasche hatte und irgendeiner Freitags zu vorgerückter Stunde lautstark nach jemandem cerlangte, der 'Protokoll' führen solle. Es war aber nicht Uli, der zwar mit einem siganesischen Zweihänder herumlief, mich damit aber nur zur Rolle der Maria in der I.N.R.I-Verfilmung überreden wollte. Und da ich jetzt schon mitten drin bin, fange ich also an...

1. ACD-Jahrescon

... denn als solchen kann man diesen Con wohl auch bezeichnen. War die Zahl der am Weltcon anwesenden ACDler schon relativ hoch, so wurde sie von Grünberg noch übertroffen. Der Trubel und die Aufregung waren zwar nicht ganz so groß, aber ein Kommen und Gehen herrschte trotzdem. Vor allem morgens, wenn Andreas Blaschke sein Auto in ein Taxi verwandelte und kaum da, schon wieder abfuhr. Christoph klärte mich darüber auf: "Das ist die zweite Duschgruppe. Irgendwie muß das etwas mit den Halutern zu tun haben. Die drängen alle zu Andreas, um sich zu waschen." Und dann plötzlich entsetzt: "Die haben 'ne Drangwäsche!" Außerdem konnte ich mir erzählen lassen, daß Frank Probleme mit einem mutierten Brötchen und Uli mit einer Zigarette hatte, die auf Kommando nicht ausgehen wollte.

Aber ich fang mal besser mit dem Anfang an. D.h. Anfang ist relativ, denn dieser Bericht soll nicht tierisch ernst und schon gar nicht chronologisch werden. Zum Glück schreibt Rüdiger Vaas auch einen Con-Bericht, womit ein würdiger Gegenpol zu diesem hier gegeben wäre. Rüdiger hatte sich sowieso einiges an Arbeit auf diesen Con mitgebracht und verpflichtete sich und Wolfgang nach längerem Begrüßungsblabla auch gleich zur Fleißarbeit. Achim Sturm stellte hierfür den beiden freundlicherweise seinen VW-Bus zur Verfügung, und schon waren sie verschwunden. Es verschwanden im Laufe der Zeit übrigens verschiedene Leute in Achims bequemen Bus. Irgendetwas an ihm muß ungeheuer anziehend gewesen sein.

Begonnen hatte der 1. Con-Tag von Wolfgang und mir gar nicht so lustig. Bereits der frühe Morgen brachte einen Regenschauer, der einfach nicht mehr aufhören wollte und uns bis nach Grünberg begleitete. Somit stand fest, daß wir uns nicht auf eine direkte Grillhüttenübernachtung, sondern nur auf eine solide Unterkunft einlassen würden. Wir kamen übrigens Freitag, nachdem wir uns die Exnerische Grünberger Kleiderfabrik angesehen, Christophs Mutter interviewt und uns endlich nach Lauter und somit zur Grillhütte durchgeschlagen hatten, um die Mittagszeit mit einem mehr oder weniger großem Hunger an und fanden den Con-Austragungsort regelrecht verlassen vor. Nur Christoph, Frank und Uli, die allesamt den Eindruck einer durchzechten Nacht hinterließen, hielten die Stellung. Von den anderen fehlte jede Spur. Die seien bei Transgalaxis, wurden wir informiert. Irgendwann am Nachmittag, als wir unser Quartier schon längst gefunden hatten und unseren Hunger gestillt hatten, trafen sie dann nach und nach wieder ein und mit ihnen der Nieselregen. Andreas Huber hatte man inzwischen auch abgeholt, und somit waren wir für den Freitag komplett, denn weitere Con-Besucher wurden erst wieder für den Samstag erwartet.

Da es kein eigentliches Programm gab, was ich persönlich nicht als schlecht empfand, setzte man sich kunterbunt in Grüppchen zusammen und gab seinen Senf zum Besten. Es entstanden Diskussionen über Wahlen, Fundis, Realos, Modern Talking, Dracula (nein nicht der Vampir, sondern das Getränk für Vampire), Heavy Metal (wobei seltsamerweise Heino-Sprechchöre ertönten), die geplante I.N.R.I.-Verfilmung (tut mir leid, aber ich weiß auch nicht, wie die ausgerechnet darauf kamen), das neue Intra, die Weiterführung des ACD und nicht zuletzt über die schweizer Mitglieder desselbigen. Das letzte Einhorn wurde entdeckt, ein neues Pseudonym für Frank Möller (in dessen Abwesenheit) gefunden, Uli gab seine nackten Füße zum Besten und eine Tafel mit der Aufschrift 'Wir bitten die Gags von Uli Rotter gebührend zu beachten' tauchte auf. Peinlich war diesem nur die daraufstehende Werbung von Licher Bier. Es wurde festgestellt, daß Martin Hofmann sich durchgräbt, Falco Musik für Legastheniker macht, eine Ähnlichkeit von Dirk Fehse mit Ernst Vlcek nicht ausgeschlossen, John bei der Marschübung beim Bund eine Wehrschnecke sei und Achim Kopfmüller statt Exposés nur Extase kennt. Frank stellte fest, daß jenseits von Gut und Böse der 3. Weg ist und er deshalb aus Langeweile keinen PR mehr lese, da er bereits über den Durchblick verfüge, und Atlan mit Band 851 in Form der 'Roten Laterne' weitergeführt werden solle mit dem Untertitek 'Auf der Michstraße der Sünde'! John und Rüdiger Schäfer bastelten an einer gemeinsamen Story, und der ACD-Test mit der sinnigen Frage, über wie viele Bewustseine Atlan verfügt, wurde eingeführt und gleich an einem lebenden Objekt erprobt.

Viel Erstaunen rief übrigens die Mitteilung hervor, daß John in einem Chor singt. Frank ganz ungäubig zu John: "Du singst in einem Chor?", "Ja", "Alleine?!?!" Mit der Bemerkung 'Mutantenchor' verpaßte schließlich Martin Hofmann dem Ganzen das berühmte I-Tüpfelchen. Außerdem war es nicht zu übersehen, daß John Christophs Lustknabe ist. Deshalb hat der Ärmste auch so wenig Zeit. Unser Unternehmer rechtfertigte sich damit, warum denn eine Lady wie er keinen Lustknaben haben sollte. Wir sind ihm die Antwort schuldig geblieben.

Die Eskapaden mit der Taschenlampe und das Jonglieren mit der Gaslampe, die nicht mehr wollte, prädestinierten Christoph übrigens für die Rolle des Beleuchters. Er selbst behauptete allerdings, er sei der Erleuchtete. Was aber seinen Ausrutscher mit dem Messer beim Brotabschneiden auch nicht verhindern konnte. Ein anderer Ausrutscher passierte einem gewissen Herrn, der Johns Autodach in eine Kraterlandschaft verwandelte und sich dann liebenswürdigerweise auf Französisch verabschiedete.

Um Bewerbungen für die Rolle der Maria, der in der I.N.R.I.-Verfilmung eine tragende Rolle zukommt, wird noch gebeten. Uli spielt Josef und bittet daher, Bewerbungen direkt an ihn zu senden. Bei dieser Gelegenheit stellte Achim Sturm fest, daß der ACD in Wirklichkeit ein Animier-Club ist, nachdem man mir nicht gerade erfolgreich die Rolle der Maria aufdrängen wollte. Christoph ist bei der Verfilmung übrigens nicht als Beleuchter vorgesehen. Er wird eine andere Rolle übernehmen.

Frank spielt den Täufer. Das zeigte sich besonders darin, daß er zu vorgerückter Stunde unbedingt taufen wollte. Als Opfer hatte er sich Achim Sturm ausgesucht, der aber gar nicht damit einverstanden war. Während es ihm gelang, Frank von der Sinnlosigkeit dieser Tat zu überzeugen, und dieser seine Bemühungen einstellte, wurde er hinterrücks von Uli mit Bier überschüttet. Die Nässe wurde unter Bierdeckeln begraben, und Achim bekundete: "Ihr seid pervers! Hier gefällts mir - hier bleibe ich!" Als Versöhnung wurde ihm der Schnaps 'Kräutertropfen' angeboten. Frank brachte es fertig, ein Stück des Korkens mit einzuschenken. Achim trugs mit Fassung: "Muurt-Wurm in Cognac-Soße!"

Frank ist übrigens, neben einigen anderen, ein ACD-Fundi. Diese Feststellung von Wolfgang mit 'Fondue' untermauert. Ein Zeichen dafür, daß es endlich was zu futtern geben sollte. Christoph war für die Würstchen zuständig, d.h. er wurde zuständig gemacht (und es gab natürlich nicht nur Würstchen - wir gingen auch mal Pizza essen), und als er mal kurz die Grillhütte verließ um frische Luft zu schnappen, wurde er gleich ermahnt, er solle nicht vergessen, die Würstchen zu wenden. Darüber konnte er sich nicht beruhigen und geriet in eine Endlosschleife - er erzählte es die ganze Nacht, wobei das Thema 'Würstchen wenden' eine ganz andere Bedeutung, auf die hier nicht näher eingegangen wird, erhielt. Zum Glück ist er gegen Morgen eingeschlafen.

Vorher stellte er aber noch den Kassettenrecorder nach draußen, um ein Gespräch das Rüdiger Vaas auf der Veranda führte, zu bereichern. Da Hardrocktöne in einer bis dahin nächtlichen Stille aber sehr störend sein können, sorgte Rüdiger unerwartet für Heiterkeit, als er die Ton-Störung mit dem Schließen der Tür abstellen wollte.

Die Grünberger Bürger sind ja auch schon einiges gewohnt. Denn wie sagte doch Christoph: Bei den Eltern mit Söhnen sei er bekannt, bei denen mit Töchtern berüchtigt und bei denen ohne Kinder sei er gefürchtet! Mir will aber scheinen, daß er vor allem bei den Männern und Frauen ohne Kinder gefürchtet ist!

Gefürchtet sind mit ihm aber auch noch einige andere. Die ausgetragenen Angriffe auf die Alkoholreserven im Holzwurm dürfen ja nicht vergessen werden, auch wenn die das Licher Bier reihenweise dorthin getrieben hat. Als ich Freitags die Gelegenheit hatte, mir die Kneipe mal anzuschauen, kam sie mir auch schon richtig mitgenommen vor.

Leider habe ich von den Holzwurmbesuchen und auch von einigem anderen durch Abwesenheit persönlich nichts mitbekommen. Vermutlich ist das auch besser so, denn sonst würde ich mit diesem Con-Anekdoten-Bericht nie fertig werden. Ich habe längst nicht alles Niedergeschrieben, was ich damals notiert hatte. Trotzdem sind etliche Dinge in diesem Bericht enthalten, die nur den Leuten, die dabei waren, verständlich sind, und einiges ist unter die Zensur gefallen. Jedem den das stört, kann ich nur empfehlen, beim nächsten mal einfach dabei zu sein. Außerdem hat das den Vorteil, daß man endlich mal die Leute persönlich kennenlernt, die man vielleicht schon immer mal kennenlernen wollte.

Auch wenn das jetzt schon so nach Ende klingt, zum Aufatmen ist es noch zu früh. Über Falk-Ingo Klee habe ich noch gar nichts geschrieben. Das werde ich auch dem Rüdiger Vaas überlassen, denn er hat schließlich mit Falk ein Interview geführt, zu dem sich dann auch immer mehr ACDler gesellten. Leider habe ich so gut wie nichts davon mitbekommen, obwohl ich teilweise in der Nähe saß. Falk war auch nicht lange bei uns. Kaum hatte Rüdiger ihn entlassen, als er von John geschnappt wurde und bald darauf mit den Worten verschwand: "Mein Name ist Gummi, ich ziehe mich zurück." Natürlich durfte bei ihm die obligatorische Pfeife nicht fehlen. Bei seiner Ankunft am ACD-Domizil brachte ihm das beim Aussteigen aus seinem Straßenboliden von Wolfgang die Bemerkung ein: "Da kommt 'ne Pfeife raus mit 'nem Falk dran"!

Gäste hatten wir auch. Zusammen mit Mechthild Weichel kam Uwe Schnabel zur Con-Stipvisite. Uwe ist Redakteur vom Dan Shocker Fan Club und hat mit Atlan eigentlich recht wenig zu tun. Nur als ich vor Verlassen der Grillhütte mein Sweat-Shirt über das Club-Shirt zog, meinte er ganz cool: "Und jetzt geht Atlan schlafen!" Mechthild schleppte übrigens ihr eigenes Atlan- und PR-Lexikon, das sogar schon für die Überarbeitung des offiziellen PR-Lexikons gebraucht wurde, und ein dickes Con-Fotoalbum mit sich herum. Da frage ich mich doch wieder, warum John das Con-Buch vergessen hat. In diesem Hätten die weiteren Gäste und vielleicht mal ACDler Olaf Limberg und Stefan Lang auch ihre Spuren hinterlassen können.

Hinterlassen wurden übrigens eine Jacke und ein Kulturbeutel, auch Martins Fahrrad stand noch nach dem Con bei Christop herum. Es wurde von ihm kurz vor Redaktionsschluß abgeholt. Was mit der Jacke und dem Kulturbeutel ist, weiß ich nicht. Falls also jemand etwas vermissen sollte, bitte bei Christoph melden.

Von Ina Tauer habe ich fast gar nichts gesehen, da sie dem Colonia-Con noch einen Besuch abstatten wollte. Uwe und Mechthild starteten mitten in der Nacht zur Heimreise und nahmen dabei Christian Stalp mit, mit dem ich, wie mit Dietrich Fobbe und Rüdiger Fahje, fast nichts zu tun hatte und sie deshalb bisher noch keine Erwähnung fanden.

Uli verschwand am frühen Samstag Mittag, ohne dem Großteil der ACDler, die noch mit den Nachwirkungen der Drangwäsche zu kämpfen hatten, die Gelegenheit zur Verabschiedung zu geben und ließ nur seine AIDS-Heftchen und Hagelschäden zurück. Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, daß die wahre Bedeutung von AIDS 'Auf in die Schweiz' und demzufolge die Schweiz ein armes Land sei. Immerhin haben sie jetzt nicht nur Berge von Asylanträgen, die sie ablehnen müssen, sie haben auch noch Richard Marzari. Richard war bei Gesprächen manchmal ganz überdreht, was ihm die Prophezeiung, er würde bei Grenzüberschreitung nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, und (nach einer 'Schrauben-Episode' in einem Comic über schwarzen Humor) von Wolfgang die Titulierung einbrachte: "Du Schreckschraube hast zur Zeit den ewigen Umgang!"

5 Tage ACD-Con, von Mittwoch bis Sonntag, sind aber doch eine lange Zeit, vor allem, wenn man von Anfang an dabei ist. War Freitag die allgemeine Stimmung noch recht gut, so konnte man Samstags schon ein spürbares Nachlassen derselben bemerken. Con-Müde nennt man sowas. Die meisten Anekdoten stammen auch vom Freitag.

Ich weiß nicht wer, außer den Veranstaltern natürlich, am längsten den Con besucht hat. Neben Falk-Ingo war meines Wissens aber Dirk Fehse der, der am kürzestens dabei war. Nach vielen sinnlos im Zug verbrachten Stunden, denn was hätte er alles mit uns erleben können, traf er Samstags am späten Nachmittag ein und mußte Sonntag Mittag, noch bevor er sein im Restaurant bestelltes Essen (es war irgendein Salat) in Empfang nehmen konnte, schon wieder zum Bahnhof hetzen. Der Salat fand aber bei einigen ACDlern so großen Anklang, daß der Kellner keine Gelegenheit erhielt, ihn wieder zurück in die Küche zu holen.

Nach dem Säubern und Aufräumen der Grillhütte und einer erneuten Drangwäsche, die sich wieder bei Andreas vollzog (danach stürzten sich fast alle an dessen Computer), war das sonntägliche Mittagessen die letzte gemeinsame Station des Cons. Danach liefen alle in Grüppchen auseinander, und jeder hatte es furchtbar eilig, wir eingeschlossen. Immerhin wollten wir Achim Kopfmüller und Richard Marzari noch rechtzeitig an den Bahnhof bringen und uns selbst auf den Heimweg machen. Andreas Blaschke zeigte uns, wo's lang geht, und es wurde fast eine Reise mit dem Time-Shuttle daraus. Aber wir haben es auch so noch geschafft.

Zum Schluß für alle, die es interessiert, eine kleine Aufzählung der am Con anwesenden Personen: ...namentlich bei Christoph zu erfragen...!

Für alle sei noch abschließend erklärt, daß fast alles in diesem Bericht mit Humor aufzufassen ist. Und jetzt geht mir die Puste aus!

Von den heiligen Hügeln Arkons, August/September '87


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