Der ACD-Jahrescon 1989 in Otzberg-Lengfeld / Hessen von Rüdiger Schäfer |
4 Jahre ACD! Wenn das kein Grund zum Feiern ist! So dachten auch Marcus Schmidt und ich, als wit am 11. August 1989 das heimische Sarstedt in Richtung Hessen verließen. Chefredax Frank Möller, der seine finanzielle Liquidität zunächst bei Kurt Werths Trivial Book Shop in Hannover empfindlich geschmälert hatte, komplettierte die kleine Runde. Nachdem das Gepäck mit Schieben, Drücken und Fluchen in Marcus' Wagen verstaut war stand fest, daß der gute Sascha Hallaschka, den wir noch in Kassel aufnehmen sollten, nur auf Franks Schoß Platz finden würde. Nach solcherlei Eröffnung war es für Marcus und mich nicht einfach, den ACDler mit der großen Nase zum Verlassen des Dachfirstes zu überreden. Schließlich ging es aber doch noch los und unter der monotonen Quengelei Franks, dessen Kniescheiben sieh auf dem engen Rücksitz angeblich langsam in Richtung Oberschenkel bewegten, stieß unsere kleine Truppe in die Außenbezirke meiner Geburtsstadt vor. Mit einem Stadtplan, den mir Sascha geschickt hatte und meiner fundierten Ortskenntnis war das Ziel auch schnell erreicht. Nachdem Frank auf den Vordersitz gewechselt und ich mich ganz schmal gemacht hatte, presste sich auch Sascha noch in das verdächtig knarrende Fahrzeug. Echte Stimmung kam auf, als wir weit vor Frankfurt auch noch in einen Stau gerieten, der sich jedoch auflöste, bevor verschiedene Selbstmordversuche zum Erfolg führten. Nach langen Stunden erreichten wir Darmstadt. Dort wurden wir Frank los, der bei Hermann Ritter bleiben, und später mit diesem und einigen anderen Chaoten nachkommen wollte. Eine Tasse Kaffee in Hermanns Apartement brachte die zerquetschten Lebensgeister einigermaßen zurück. Hermann erklärte Marcus noch den Weg nach Otzberg-Lengfeld, dann machten wir uns zu dritt auf die letzte Etappe des Weges. Da Hermanns souverän angegebene Route gesperrt war - und der Kerl wohnt in dieser Stadt - ging es also mit dem Straßenatlas Weiter. Eine knappe Stunde später hatte die Dunkelheit uns und wir Otzberg-Lengfeld gefunden. Durch die verbale Mithilfe eines Einheimischen war auch die Lokalisierung des Grillgeländes am Kuhgraben kein nennenswertes Hinderniß mehr (meine Kenntnisse der hessischen Sprache halfen uns doch sehr). Die Anlage des Conortes wußte positiv zu überraschen. Ein geräumiges Haus mit Theke, Tischen, leicht gepolsterten Bänken, einer Leinwand für Dias oder Filme, fließendem Wasser und elektrischem Strom, der von einem Generator geliefert wurde. Es folgten wie immer die Begrüßungen der zahlreichen bekannten und unbekannten Fandomler, von denen etwa 40 anwesend waren. Insgesamt sollte dieser Jahreseon mit etwa 60 Gästen die bisher bestbesuchte Veranstaltung dieser Art werden. Nach der Aushändigung des Namensschildes samt für drei Tage gültigem Visa stürzte man sich in das allgemeine Congewühl. (Fast) alle waren sie gekommen: Uwe Schnabel, Werner Gobert, Rüdiger Fahle, Michael Mehlmann, Udo Emmerich, Michael Sauer, Torsten Franz, Detlef Bürkert, Andrea Schäfer, Robert Musa, Thomas Recktenwald, Ralf Schakau, Jürgen Müller, Peter Fleissner, Mechthild Weichel, Marcus Puchmayer, Michael Paulun, Dirk Fehse, Achim Havemann, Elmar Gleinser, Marco Weber, Andreas Schmischke, Norbert Reichinger, Frank Linner, Ünver Hornung, Martin Müller, Klaus N. Frick, Jürgen Marzi, Ralf Grosser, Uwe Brunzlow, Martin Kempf, Thomas Wagner und Olaf G. Hilscher. Neben der Gastgeberin Birgit Fischer war natürlich auch der komplette Vorstand anwesend und einige weitere Leute, die ich garantiert vergessen habe. Im übrigen umfaßt obige Liste nur die ACDler; hinzu kamen die auf dem Con geworbenen Neumitglieder Marcus Röhm, Alfred Anderer, Olaf Deckers und Andreas Buschsiewecke. Auch Hermann Ritter ist jetzt ACDler. Während ich mich an die Leerung einer der beiden Whiskyflaschen machte, die Frank und ich in Kassel erstanden hatten (der Herr Möller kreuzte erst am Samstag in der Grilihütte auf, so daß ich bei der schweren Arbeit völlig auf mich allein gestellt war), versuchte Sascha sein Egozine S.H. mit Hilfe einiger altgedienter Fandomprofis zu heften. Nach etwa einer halben Stunde konzentrierter Arbeit konnte die Gruppe stolz das erste fertige Heft präsentieren. Marcus Schmidt hatte sein Laptop (für Laien: das ist ein Computer den man zu Cons mitnehmen kann. damit man an Ort und Stelle dämliche Kommentare und peinliche Sprüche festhalten kann, die nie jemand lesen wird - im PRBCBS auch oft als KlappKonn-Impressionen bezeichnet) mitgebracht und zog damit die Aufmerksamkeit einiger Provinzler wie Marco Weber oder Norbert Reichinger auf sich, die so etwas natürlich nur aus dem Fernsehen kannten. Ansonsten war das übliche Labern angesagt - traditionell am Freitagabend, denn da hat man noch genügend Gesprächsthemen. Irgendwann gegen Morgengrauen signierte und verschenkte Marco dann die Druckvorlagen für die CN und das DB des PRBCBS (Vorgänge, von denen er sich nach einigen Stunden Schlaf dann ausdrücklich distanzierte). Ich selbst hatte die Fasche Whisky besiegt und legte mich um 6 Uhr morgens für ein paar Stunden in Marcus' Auto. Das Wetter meinte es an diesem Samstag gut, und einige Kübel eiskalten Wassers sowie ein kleines, aber nahrhaftes Frühstück brachten mich wieder auf die Beine. Der Programmpunkt Heften war angesagt, für mich das Signal zum sofortigen Rückzug. 250 ATLAN-Romane. 110 INTRAVENÖS 29, 100 PAPPNASEN, 110 ICH-Ausgaben und einige CN mußten sortiert und geklammert werden. An dieser Steile möchte ich mich ganz besonders bei Ralf Schakau und Jürgen Müller bedanken, die maßgeblichen Anteil an der Fertigstellung von ICH 7 hatten. Aber auch Detlef Bürkert und Sascha Hallschka sowie einige andere machten sich verdient. Innerhalb von etwas mehr als zwei Stunden war die Geschichte vorbei. Achim Sturm leitete in gewohnt cholerischer Weise den ACD-Shop und füllte die Clubkasse mit dem Verkauf des üblichen Mülls wie T-Shirts, Zines und Aufklebern, während ich daran ging, Kandidaten für das ACD-Quiz zu suchen. Fünf Gruppen zu je fünf Teilnehmern kämpften um den zum zweiten Mal vergebenen Titel des ACD-Quizmeisters. Bei so interessanten Fragen wie: Welche Tiere machen bis zu 12 Stunden ununterbrochen Sex? oder Wer war der erste nichtmenschliche Oscar-Gewinner? kamen die meisten doch ins Schwitzen. Von Anfang an entwickelte sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Gruppen 1 und 4. Erstere stand unter der Führung von Marcus Schmidt und Achim Sturm, letztere war unter anderem mit Frank Möller und Klaus N. Frick besetzt. In einem wirklich hart umkämpften Finale gewann Gruppe 4 mit hauchdünnem Vorsprung. Marcus Schmidt bereicherte die Geographie um die Erkenntnis, daß die Hauptstadt Senegals offenbar von Dakkar in Scheiße umbenannt worden ist, eine Behauptung, die ich allerdings anzuzweifeln wagte. Mir hat das Quiz wieder einmal Spaß gemacht und so wird es auch auf dem nächsten Jahrescon erneut eine Fortsetzung geben. Der auftretende Hunger vieler Conteilnehmer wurde nun durch eine Grilleinlage gestillt. Ich hatte zudem die sogenannten Sarburger mitgebracht, Spezialanfertigungen nach eigenem Rezept, die nicht nur Frank. sondern auch Udo Emmerich zu euphorischen Lobeshymnen trieben. Dann stand die Versteigerung auf dem Plan, wie immer von Achim gemanagt. Spenden waren in großer Zahl eingegangen, und neben den wahren Massen an Taschenbüchern gab es auch seltene Kleinodien wie das Original-PR-Filmposter oder die auf dem ColoniaCon vergessene Jacke eines Rüdiger Schäfer (wahnsinnig komisch) zu ersteigern. Als peinlicher Höhepunkt bot Udo Emmerich volle 4 DM für ein PR-Heft - unter der Bedingung das Achim einen darin enthaltenen uralten Leserbrief von mir öffentlich vorlas - was selbiger auch tat. ACDler können grausam sein. Wahre Höchstgebote erzielten die Hefte der inzwischen eingestellten Magazinreihe PILOT, die ich als kurze Vertretung (Achim war inzwischen heiser) in die geifernde Menge warf. Der Aufdruck Neue Sex-Comics führte in der Folgezeit fast zu exzessartigen Ausschreitungen. Torsten Franz erhielt schließlich den Zuschlag - in seiner Ecke wurde es danach verdächtig still. Insgesamt wurden rund 500 DM für die Clubkasse eingenommen: der ACD bricht einen Rekord nach dem anderen und der ATLAN-Roman ist finanziert. Allen, die so fleißig mitgesteigert haben, darf ich wohl im Namen des gesamten Clubs herzlich danken. In der Rubrik Orden- und Ehrenzeichen ging es weiter. Die Quizsieger erhielten ihre verdiente Urkunde und den Beifall der Menge. Auch die Verleihung des Blechernen Atti an alle Mitglieder, die 25 INTRAVENÖS lang dabei waren, sorgte für Aufsehen. Natürlich wird diese Ehrung auch weiterhin vorgenommen. Zum Schluß überraschten mich Marcus Schmidt und Rüdiger Fahje mit einer originellen Idee. Wer den kleinen Conbericht über das Treffen bei Manfred Helfers gelesen hat, der wird verstehen. Marcus und Rüdiger überreichten mir neben einer sogenannten Muscidae-Urkunde eine goldene Fliegenklatsche. Ich war gerührt und erschüttert. Endlich einmal zwei ACDler, die die Verdienste meiner Person gebührend zu würdigen wissen! Inzwischen hatte Klaus N. Frick zu einer Diskussion über den FreuCon X im nächsten Jahr aufgerufen. Man versammelte sich in der Nähe eines kleinen Spielplatzes im Freien und Klaus sowie der Rest des Organisationskomitees erzählten. wie sie sich einen seriösen und ansprechenden Con vorstellten. Wenn alles klappt, dann bekommt man für einen Beitrag von nur 10 DM eine ganze Menge geboten. Der Großteil der Anwesenden zog dann los, um sich im Kino die Filme Dark Star und Heavy Metal anzuschauen (alles im Conbeitrag enthalten). Da ich selbst beide Streifen schon kannte, blieb ich 'zu Hause' und widmete mich kurzerhand der Lektüre des INTRAS. Gegen 2 Uhr nachts kamen die Cineasten zurück und wenig später lagen die meisten schon auf ihren Ruhelagern. Die ersten ACDler waren bereits abgereist und die Nacht war schwül, dunkel und mit wahren Schwärmen von Stechmücken gesegnet (die goldene Fliegenklatsche kam allerdings nicht zum Einsatz). Gegen halb acht erwachte ich aus unruhigem Schlaf und mit leichten Kopfschmerzen. Das übliche Gefühl gegen Ende eines Cons. Zusammen mit Marco, Martin Müller, Marcus Puchmayer und ein paar anderen ziemlich abgeschlafft aussehenden Typen entstand noch etwas, über das ich aus bestimmten Gründen erst im nächsten INTRA berichten möchte. Marcus und ich entschlossen uns denn auch zum schnellen Aufbruch, da ich am Montag schon wieder Frühschicht hatte und so um vier Uhr raus mußte. Statt Frank, der mit Ralf Schakan zurückfuhr, nahmen wir diesmal Olaf Hilscher mit, den wir in der Nähe von Kassel - in Zwesten - abluden. Eine Stunde später waren wir auch Sascha los und gegen 16 Uhr trafen wir in Sarstedt ein. Es dauerte genau 60 Minuten, da lag ich bereits in tiefem Schlummer. Auch der dritte ACD-Jahrescon war ein Erlebnis, daß ich um nichts hätte missen wollen. Gerade diese Veranstaltungen sind immer etwas besonderes und die Organisatoren haben sich viel Mühe gegeben. Es hat sich gelohnt, denn ich (und ich bin sicher auch die meisten anderen) werden mit angenehmen Erinnerungen an diese drei Tage in Otzberg-Lengfeld zurückdenken. |