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4. - ACD - CON in Suderburg/Uelzen
am 20. - 22. Juli 1990
ALLE JAHRE WIEDER
von Dirk Fehse


"Alle Jahre wieder..." ja, so beginnt uns ein altbekanntes Weihnachtslied, aber bis dahin ist es noch ein Weilchen hin. Doch zuvor ereignet sich im wahrsten Sinne des Wortes noch ein kleines, eher unbedeutendes Ereignis, nämlich der alljährlich stattfindene Jahres-Con des ATLAN CLUB DEUTSCHLAND (ACD). Bereits einige Tage zuvor mußte ich meine Vorgesetzten davon überzeugen, daß sie meinen Offiziellen Dienst am Vortage von 13.30 - 21.00 Uhr auf 12.00 - 19.30 Uhr vorverlegen zu haben, denn ausgerechnet an diesem warmen Sommertage fand im Berliner Loft ein Hardrockkonzert zweier Formationen statt, von der Vorgruppe THUNDER ich das exzellente Debütalbum "Back Street Symphony" besitze und von einer Combo namens LOVE/HATE, die mich rein gar nicht inspiriert haben, weil der Sound miserabel und die Phonzahl viel zu hoch war. Wenn das nicht optimale Voraussetzungen sind, einen ACD-Jahres-Con einzuleiten, dann weiß ich auch nicht mehr...!

Pünktlich um 6.00 Uhr in der Frühe riß mich mein Radiowecker brummend aus meinen Träumen. Noch etwas verschlafen stand ich also auf, wusch mich, frühstückte in aller Gemächlichkeit und packte in aller Eile meine Klamotten für den Con zusammen. Eine gute Stunde später war ich mit allen Vorbereitungen fertig (und ich auch...), schnappte mir mein Handgepäck, marschierte eifrig zu der in der Nähe gelegenen U-Bahn und fuhr mit dieser zum Bahnhof ZOO, wo ich ab 10.10 mit dem Zug 346, im Nichtraucher Abteilwagen 265 und natürlich 2.Klasse fuhr. Doch da ahnte ich noch nicht, was für "Qualen" ich durchmachen mußte. Anfangs ging es noch einigermaßen, aber je näher ich in Richtung Hannover zum Umsteigen kam, desto voller wurde der ganze Waggon. Als sich dann meine Blase meldete, blieb mir nichts anderes übrig, als über im Gang hockende, teils liegende Menschen zu steigen und nach erfolgreicher sportlicher Betätigung die Toilette zu erreichen. Auf dem Rückweg zu meinen in weiser Vorraussicht bezahlten Sitzplatz mußte ich diesselbe Prozedur über mich bzw. über andere ergehen lassen. Unterdessen zog ich es vor, mir die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Da in den letzten Monaten im SF/F-Fandom immer die Rede von einem gewißen Terr< Pratchett (He's wonderfull !!) war und ist, hatte ich selbstredend das Werk "Gevatter Tod" bei mir. Wie es das Schicksal so wollte, saßen mir im Abteil zwei wesentlich ältere Damen ab dem 60. Lebensjahr gegenüber. Tja, und die eine sah so ganz rein zufällig auf das Titelbild von Terry Pratchett's "Gevatter Tod". Mag die Oma gedacht haben was sie wollte, aber sie wollte es ja nicht anders haben! In Fachkreisen nennt man so etwas eben eine ironische Situationskomik!

Gegen 14.00 Uhr kam ich dann in Hannover an, schlenderte im Hauptbahnhof ein wenig in der Einkaufsstraße herum, schrieb noch schnell eine Postkarte an meine Mutter und mußte mich auch schon wieder beeilen, den Zug nach Uelzen/Suderburg zu bekommen. Fast pünktlich um 16.05 erreichte ich den erwähnten Ort, stieg zusammen mit Olaf G. Hilscher dort aus, wo uns der Vorstandsgeier stürmisch in Empfang nahm. Dieser fuhr uns in seiner unendlichen Güte zu dem Con-Ort, ohne uns dafür etwas abzunehmen!

Am Con-Ort angekommen kam dann die heimtückische Revanche. Stellvertretend in Abwesenheit Achim Sturms, der ja nun wieder anwesend war, wachte unser ehrwürdiger Kontakter Rüdiger Schäfer über die bereits eingenommen Beträge - und das gleich in der Eingangstür, welch ein Schock!

Wie es sich gehört, zahlte ich den geforderten Betrag (häh, häh, natürlich ließ ich ihn von meinem Konto abziehen), packte mein Reisegepäck in den vorgesehenen Schlafraum, begrüßte einige Anwesende die ich von bereits vergangenen ACD-Jahres-Cons her kannte und entapannte mich beim lockeren Frisbee-Werfen mit zwei weiteren ACDlern. Nachdem die anderen beiden sich zurückzogen, zog ich es eher vor, mich der Trainings Play-Off Runde in Sachen Fußball anzuschließen, denn schließlich war ja am Samstag Nachmittag das reguläre Play angesagt! Wie dem nun sei, anschließend gab es gegrilltes Kraftfutter und Krautsalat, dem Frank Möller ausgiebig huldigte. Freitag Abend passierte dann nicht mehr viel, lockere Small Talke waren angesagt und langjährige Briefpartner standen sich nun einmal persönlich gegenüber. Da dann nix mehr abging, verschwand ich dann im meine provosorische Schlafstätte.

Es war Samstag Morgen, 9.40 Uhr, eine Zeit also, zu der ich normalerweise noch in den Federn liege und auf all die erfreulichen Dinge des Tages warte, die da existieren - wie zum Beispiel meinen Muskelkater vom Trainingespiel am Vortage. Aufgestanden und ab zum Waschen - denkste, da war schon jemand, der sich seinen Körper einer Hygiene unterziehte. Frühstück in lustiger Geselligkeit und lockeres Beisammensein am warm werdenden Samstag Vormittag. Dann kamen die ersten Zusammenstellungen der offiziellen Fußball Play-Off Runde am Samstag Nachmittag zustande. Wie nicht andere zu erwarten, wurde durch geschicktes Manipulieren der Herren Frank Möller und Rüdiger Schäfer beide in ein und derselben Mannschaft eingeteilt, Kunststück, schließlich hatte unser Ex-Chief die Fußball Teams zusammengestellt!!

Das Spiel nahm also seinen freudigen Verlauf, auch wenn der Platz mit ausreichend "Stolperfallen", d.h. Bodenunebenheiten ganz schön übersät war. Aber so jeder Spieler hatte wohl seine wahre Freude daran. Fotos wurden von freiwilligen Zuschauern gemacht und im Anschluß an das Spiel zog man sich ausgelaucht zurück, stärkte sich kräftig, um zwei Stunden später am heiß beliebten ACD-Ouiz teilzunehmen. Jedoch zog ich es dieses mal vor, mich als Außenstehender daran zu beteiligen, da der Ablauf dieser Veranstaltung ja eh immer derselbe ist! Die Zeit nutze ich, um Fotos zu schiessen und mich mit anderen Nicht-Quiz-Teilnehmern zu unterhalten. Im Anschluß an diesen Punkt des Con-Programmes erfolgte die berühmt berüchtigte und verruchte Con-Versteigerung, die wie meistens von unserem Geldgeier Achim Sturm geleitet wurde und ihm anscheinend in dieser Hinsicht eine gewiße Müdigkeit zukam. Doch die Krönung dieser Veranstaltung war die Versteigerung einer frisch getragenen und eventuell sogar warm gepfurzten Unterhose - nämlich die von unserem Geldgeier Achim Sturm! Olaf G. Hilscher war der Glückliche, der sie ersteigert hatte. Doch diese Steigerung erfuhr noch eine. Manfred Müller Jr. hatte für sage und schreibe 34,- DM diverse Fanzine ersteigert, die er außerhalb des Con-Ortes auf einen Scheiterhaufen warf und diesen ansteckte und der Auffaßung war, daß diese die schlechtesten Fanzine des letzten Jahres waren. Während das Lagerfeuer von weiteren Fanzines gefüttert wurde und lichterloh brannte, der leuchtend schöne Sternenhimmel klar am Abendhorizont prangte, beschlich mich ein nicht beschreibbares Gefühl und zog unwillkürlich Parallelen zur Kristallnacht, wo auch Fanzines, Verzeihung, Bücher verbrannt wurden. Auch wenn dieser Vergleich etwas hinken mag, bleibe ich bei dieser Aussage! Einen Vorteil hatte dieses recht denkwürdige Szenario doch. Die wenigen, die sich zu diesem mysteriösen Meeting entschlossen und anwesend waren, rückten im weiteren verlaufe des inzwischen frühen Morgens auf Stühlen zusammen und so ergab sich doch noch eine am Lagerfeuer gemütliche Runde, bei der die ein oder andere Bierflasche gelehrt wurde, Ich zog mich dann gegen 2.00 Uhr in meinem Schlafsack zurück, um für die Rückfahrt einigermaßen okay zu sein. Sonntag Morgen wiederholten sich die Auf-Steh- und Frühstücks-Zeremonien, Ich packte meine Sachen zusammen, räumte naiverweise mit auf (während andere sich erfolgreich davor drückten!), genoß dann in aller Stille die wärmenden Sonnenstrahlen und ließ mich dann von Rüdiger Schäfer zum Uelzener Bahnhof fahren (unterdessen hockte ASt daheim an seinen Terminal, anstatt sich um seine Gäste zu kümmern!!!), von wo ich nach Hannover fuhr und mir die ersten heimkehrenden Berlin-Besucher von der von Roger Water's inszenierten Show "PINK FLOYD - The Wall" entgegen kamen. Eine wirklich atemberaubende Atmosphäre wehte mir entgegen, die ich als mittlerweile schon zehnjähriger Konzertbesucher bestens nachempfinden konnte!

Abschließend kann ich nur sagen, daß sich die Fahrt von Berlin aus gelohnt hat und nächstes Jahr schon herbeisehne. Parallel dazu fand am 21.07.1990 auf dem Potsdamer Platz (wo auch die Überreste des ehemaligen Führerbunkers stehen) hier in Berlin die von Roger Water's inszenierte Show "PINK FLOYD - The Wall" statt, mit mehr als 300.000 (!!!) Besuchern.


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