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ACD-CON 92

Freitag, 31.07.1992

Über Sarstedt brannte um 10 Uhr vormittags eine erbarmungs1ose Sonne. Das Thermometer auf der Terasse des Schäferschen Elternhauses zeigte 32 Grad Celsius, was die zu erledigenden Reisevorbereitungen nicht unbedingt angenehmer machte. Ein letztes Mal zum Copy~Shop, ein paar Getränke für die Fahrt, fieberhaftes Überlegen, was man noch vergessem hat - und natürlich die intensive Zubereitung von sechs Sarburgern, die ich wie üblich mit Frank Möller zu teilen beabsichtigte.

Gegen 15 Uhr traf erstaunlich pünktlich Gero 'Dumpfbacke' Grübler mit dem schnittigen Kadett des Herrn Papa ein.ACD-CON 92

Florian 'Der Lächler' Breitsameter
In Erwartung seines ereten ACD-Cons grinste er mir entschlossen und scheinbar psychisch gefestigt entgegen. Bezeichnend für seinen Gemütszustand war jedoch schon die Tatsache, daß er mein brandneues, farbiges AFS-T-Shirt trotz demonstrativ vorgewölbter Brust meinerseits erst registrierte, als ich ihn mit unzweideutigen Gesten darauf aufmerksam machte. Mein Freund Gero! Aber so ist er nun einmal...

Nach dem Verstauen meiner diversen Con-Utensilien stellte ich ohne größere Überraschunq fest, daß die noch größere Bücherkiste für die Versteigerung nicht mehr in den Wagen paßte. Nach kurzer, aber heftiger Diskussion entschieden wir uns, anstelle von Jörg Dirke, bzw. Frank Möller doch lieber besagte Kiste zu Hause zu lassen. Jörg stieß dann auch wenige Minuten später zu uns, und Gero nahm Kurs Richtung Hannover. An der Einmündung zur Hildesheimer Straße machte mich mein langhaariger Chauffeur schmunslndT.M. auf einen Papierpfeil mit der Aufschrift ACD-Con aufmerksam, der an einem Laternenpfahl hing. Mein Freund Gero!. Aber so ist er nun einmal...

Kurz nach halb vier schwenkte der inzwischen zur Sauna gewordene Wagen auf den Parkplatz vor dem Hannoveraner Hauptbahnhof ein. Ich stieg aus, um Frank vor dem Comicshop am Raschp1atz abzuholen. Die Lübecker Pappnase war tatsächlich dort, wo wir uns verabredet hatten und nach einer angemessenen Begrüßung begann Frank Möller sofort mit dem üblichen wehleidigen Gejammere, welches ich mir bei jedem Treffen anhören muß. Zuviel Arbeit, zu wenig Schlaf, Hunger, Harndruck - eine kleine Auswahl aus der Litanei mit dem Titel Mir geht's schlecht - und nun bedauere mich gefälligst!

Jetzt konnte es endlich losgehen. Die Sonne hatte ihre größte Intensität erreicht, der Kadett war proppenvoll, Gero und Frank schoben sich die Zigaretten zwischen die grinsenden Lippen, um den überhöhten Ozonwerten überhöhte Nikotinwerte hinzuzufügen und aus dem Radio dröhnten Queen & Co. Optimale Voraussetzungen für eine Fahrt über rund 450 Kilometer.

Mit den Sarburgern hatte ich mich wie zuvor erwartet nicht verkalkuliert, denn Franks Reiseproviant bestand aus einem Snickers-Riegel, und seine Getränke waren im Kofferraum. Vorsorglich hatte ich auch zwei Tafeln kinder-Schokolade eingepackt, schließlich kam ja ein ACD-Jahrescon auf uns zu. Der irgendwo zwischen fest und flüssig anzusiedelnde Aggregatzustand der süßen Masse machte ihren Verzehr zu einem ganz besondren Schauspie1 und meine Hose zu einem Fall für die Reinigung.

Zu der Nähe von Kassel gerieten wir in den ersten Stau. Dann begann es zu regnen, schließlich zu hageln. Ich habe selten ein solches Trommelfeuer erlebt.ACD-CON 92

Olaf Gustav lüftet die Identität des GOOHR!
Die tei1weise fingernage1großen Eiskörner (Frank sprach von tennisballgroß, was mir dann aber doch leicht übertrieben schien) schlugen auf Dach und Fenster, daß einen angst und bange werden konnte. Während ich mich bei meinen Mitfahrern erkundigte, ob sie den Film Das siebte Zeichen gesehen hätten, stammelte Gero wirr vor sich hin (die Worte Vater und Auto waren als einzige deutlich zu verstehen). Gott sei Dank hielt das Unwetter nicht lange an, und schon bald hatten wir den McDonalds bei Kirchheim erreicht.

Die erbärmlich langsame Bedienung, die jetzt unerträglich schwüle Luft und die Tatsache, daß wir für 150 Kilometer mehr als zwei Stunden gebraucht hatten, ließ die Stimmung kontinuierlich steigen. Dafür sorgte auch Gero mit seinen verbalen Stilblüten, die in den Kreisen des Sarstedter SF-Treffs längst Geschichte geschrieben haben. Immerhin hatte es der Mann aus der Göbelstraße einst bis zum Stellvertretenden Präsidenten des Sarstedter TIPP KICK-Vereins gebracht und gehört heute in Survival-Kreisen aufgrund lanqjähriger CVJM-Zeltlagererfahrungen zu den anerkanntesten Überlebensexperten Deutschlands.

Die nächsten Stunden plätscherten fröhlich dahin, ab und zu unterbrochen von Grübler-Zitaten ("Mit den Schriftstellern verhält es sich genauso wie mit den Autoren"), Möller-Zigaretten und Dirks-Gelächter (Ultraschall). Gegen halb neun war die gesuchte Abfahrt gefunden und auch der Weg zum Sportheim des ESC (dürfte wohl Erlanger Sportclub oder so heißen...) bereitete keine besondere Schwierigkeit.

Im größten Raum des Gebäudes tummelten sich etwa vierzig skurrile Gestalten, die man auf Anhieb als ACDler zu indentifizieren vermochte. Das Gelände war allerdings eingezäunt und mit schweren Stahltoren verschlossen, so daß die einheimische Bevölkerung keine Übergriffe zu befürchten hatte. Nach und nach wurden Hände geschüttelt, Flaschen geöffnet und alte Bekannte begrüßt. Gero hörte tapfer über geflüsterte Bemerkungen wie "Wen hat der Schäfer denn da angeschleppt!" oder "In den ACD lassen die seit neuestem wohl jeden rein!" hinweg und hielt sich an seinem Bier fest.

Ja, da waren sie! All die liebenswerten Chaoten und Fandombazillen, die meinen Lieblingsclub so bunt und sympathisch machen: Achim Sturm, Pezi Kufner, Udo Emmerich, die Veranstalter Andrea Schäfer und Thormas Kass, Robert Musa, Florian Breitsameter, Karl Haas, Norbert Reichinger, Martin Kempf, Stefan König, Birgit Fischer und wie sie sonst noch heißen. Falls ich in diesem Bericht jemanden vergessen sollte - nicht böse sein, ich schreibe wie üblich aus der Erinnerung, und die kann nach zwei fast schlaflosen Nächten schon ein wenig verblassen.

Das Tischeishockey-Turnier, an dem ich auch gerne teilgenommen hätte, war leider bereits in vollem Gange. Nachdem ich mein hübsch gestaltetes Namensschild (stets begehrtes Souvenir) erhalten hatte, durfte ich einen ersten Blick in AFS11 werfen.ACD-CON 92

Gero Grübler in seiner Glanzrolle
Pezi verteilte die Hefte an die ACD-Mitglieder. Traurig mußte ich feststellen, daß die Rißzeichnung von Andreas Weiß im DIN A4-Format viel von ihrem Charme verliert.

Gegen 23 Uhr waren die Hockeyspieler mit ihrem Turnier fertig. Mit Peter Herfurth gab es einen Überraschungssieger, denn wie mir aus Insiderkreisen zugetragen wurde, hatte das Volk Unsummen auf den favorisierten Thomas Kass gewettet. Peter gewann gegen Thomas in einem packenden Spiel mit 6:5. Und hier die Abschlußtabelle:

  1. Peter Herfurth
  2. Thomas Kass
  3. Michael Leiner
  4. Karl Haas
  5. Bernd Krosta
  6. Colin Wagenmann

Damit war ich an der Reihe. Der für 20.30 Uhr vorgesehene Vortrag Onkel Hotte erzählt konnte endlich steigen. Ein Tisch wurde freigeräumt, ich installierte den mitgebrachten Ghettoblaster, und die gute Andrea sorgte mit energischer Stimnme für Ruhe.

Bei Horst Horstmann (alias Onkel Hotte) handelt es sich um einen niedersächsischen Kabarettisten, der durch den Privatsender Radio ffn hier bei uns im Norden zum Kult geworden ist. In einer Art und Weise, die schriftlich nicht wiederzugeben ist, erzählt er kurze Märchen und Geschichten, deren Humor sich niemand entziehen kann (meist am Sonntagmorgen ab 10 Uhr im Frühstyxradio). Die Best of-Auswahl, gewürzt mit von mir gesprochenen Zwischentexten war ein voller Erfolg. Ralf Grosser spendierte mir beinahe in Sekundenabständen Freibier, ich mußte zahlreichen ACDlern eine Kopie der Onkel Hotte-Kassette versprechen und sogar einem Frank Möller gelang es, sich länger als eine halbe Stunde auf eine einzelne Sache zu konzentrieren.

Damit war der Startschuß zur traditionellen Nachtlaberei gefallen. An einem Tisch mit Frank, Pezi, Udo Emmerich, Gero, Flocky Breitsameter, Olaf Gustav (Hilscher), Stefan König und Boris Leu vertrieb man sich die Zeit. Später traf sogar noch Marco Weber ein, der mit Anekdoten aus dem alten PRBCBS und seiner Kohl-Parodie für beste Laune sorqte. Man redete über PERRY-RHODAN und das Fandom, und es wurde viel gelacht.

Flocky, der statt "Guten Tag" seit kurzem nur noch "Weißt du was neues für FAW?" sagt, notierte eifrig für die neuen Ausgaben des besten wöchentlichen Fanzines der Welt und verriet dabei auch einige Details bezüglich der Planungen zurr Jubelnummer 50.

Gero zog sich wie gewohnt völlig unmotiviert Plastiktüten über den Kopf (bei dem Gesicht ja irgendwie verständlich, aber trotzdem...) und animierte die Anwesenden zum Aufsagen von solch merkwürdigen Sprüchen wie "Im dichten Fichtendickicht nicken dicke Fichten tüchtig". Mein Freund Gero!. Aber so ist er nun einmal...

Pezi bediente sich des von mir in weiser Voraussicht eingesteckten Papiers und malte all die kleinen Kunstwerke, zu deren Verwendung in diesem Conbericht mich Udo E. unter furchtbaren Drohungen verpflichtete.ACD-CON 92

Frank Möller und die deutsche Sprache
Auch Olaf Gustav, dessen cartoons mir noch besser gefallen, als dem INTRA-Redakteur die Titelbilder voll Robert Muua, wurde zu zeichnerischen Aktivitaten genötiqt.

Zu fortgeschrittener Stunde erzwang ich abschließend von Stefan und Marco je ein weiteres 'con-Bild'. Der ausgesprochen amüsante 'Abend' endete irgendwann morgens um sechs, als ich total erlediqt in das Vorzelt von Achims Wohnmobil kroch und meine zwei Stunden Schlaf abholte.

Samstag 01.08.1992

Hundert Meter vom Conort entfernt liegt in Höchstadt ein Wellenfreibad. Um neun Uhr zahlten Gero, Jörg und ich unsere 3.50 DM Eintritt und suchten nach den Wellen. Leider waren die zu solch unchristlicher Zeit noch inaktiv, was uns jedoch nicht davon abhielt, den weltberühmten norddeutschen Flächköpper zu üben (wer die WERNER-Bücher kennt, weiß Bescheid, wer sie nicht kennt, hat einiges versäumt). Besonders Gero, der ja auch sonst recht flach ist, zeigte ungeahntes Talent, was letztlich zwei junge Damen beeindruckte, die uns vom Beckenrand huldvoll zulächelten (kann auch sein, daß sie mitleidig gelächelt haben...).

Jedenfalls gestaltete sich die Ange1egenheit höchst erfrischend (die Angelegenheit mit dem Freibad, nicht mit den Damen). Laut Programmplan war um 14 Uhr das Fußballturnier angesetzt, was unser Grüppchen, erweitert um Olaf Gustav, veranlaßte, die nächsten Stunden zu einen Bummel durch Erlangen zu nutzen. BiFi erklärte uns den Weg zu einem bekannten Comicshop und dann ging's los.

Gero hatte offenbar beschlossen, uns zunächst Erlangener Vororte und Wohngebiete zu zeigen, denn bis wir den Parkplatz in der Nähe des Bahnhofs erreichten, verging einige Zeit durch die Wahl diverser Umwege. Dann waren Innenstadt und Comicshop schnell gefunden. Für mich bedeutete das den Erwerb des Comics INDIGO, dessen Story von Robert Feldhoff stammt, sowie der beiden Harm Bengen-Alben um den Vampir Sandra Bodyshelly, ein herrlicher Erotik-Comic mit viel Humor.

Ein kleiner Trip über den Flohmarkt brachte nichts neues, bis ich schließlich den McDonalds entdeckte (nach über dreißig Cons entwickelt man da ein untrügliches Gegspür). Gero erzählte mir während des oppulenten Mahls stolz und unter der Hand, daß er den ganzen gestrigen Abend nichts umgeworfen oder kaputtgemacht habe. Ich war beeinduckt, zeugen doch rahlreiche Flecken auf meinem heimischen Teppich für seine sprichwörtliche Tappsigkeit (in Sarstedt ist ungeschickt wie Grübler ein geflügeltes Wort).

In einem Zeitechriftenladen kaufte ich ein paar Postkarten, um die Daheimgebliebenen und Verhinderten zu verspotten und ihnen klarzumachen, was sie sich da hatten entgehen lassen. In Erlangen Briefmarken zu erwerben, wurde dann jedoch zum fantastischen Abenteuer. Zunächet folgten wir Jörgs These, daß sich die Post meist in der Nähe des Bahnhofs befände, was er durch empirische Erfahrungen errechnet habe. Dort fanden wir immerhin einen Metzger (und eine tierisch nette Bedienung), bei dem wir uns mit Grillwaren versorgen konnten.

Meine Nachfrage am Bahnhofskiosk ("Entschuldigen Sie, haben Sie Briefmarken?" - "Gott sei Dank nicht!") ergab eine Wegbeschreibung, nach der gesuchtes Gebäude nur knappe hundert Meter entfernt war. Leider gelten in Bayern wohl andere Maß- und Streckenheiten als im übrigen Deutschland, denn ein weiteres Passanteninterview führte uns endlich zum Ziel - fast einen halben Kilometer vom Bahnhof entfernt.

Wer denkt, ich wäre jetzt schnell und problemlos an meine Briefmarken gekommen, der irrt. Nach Umrundung des imposanten Bauwerks fanden wir uns plötzlich auf einem düsteren Hinterhof wieder, auf dem es zwar Abfallbehälter, aber keinerlei Postwertzeichen gab. Unser Team stand kurz vor der Kapitulation.ACD-CON 92

Stefan König liest gerne japanische Comics...
Also wieder zurück, und in die andere Richtung. Das Sichten eines Briefmarkenautomaten löste schließlich unbeschreibliche Jubelszenen aus (an den Schaltern standen jene meterlangen Schlangen, die wohl für jedes größere Postamt zum Standard gehören).

Der Rückweg zum Wagen wurde nur ab und zu durch Geros Begeisterungsrufe unterbrochen, die er grundsätzlich bei jedem miniberockten weiblichen Wesen ausstieß, dessen er ansichtig wurde. Mein Freund Gero! Aber so ist er nun einmal...

In Höchstadt herrschte um ein Uhr mittags eine geradezu mörderische Hitze. Ein Großteil der Conbesucher hatte sich ins Schwimmbad geflüchtet. Nach kurzer Beratung beschloß man, den für 18 Uhr vorgesehenen Quiz vorzuverlegen, und das Fußballturnier in den frühen Abendstunden abzuhalten. Ich begann mit den Vorbereitungen, während man sich anderweitig um eine Durchsage für die Schwimmer bemühte, die ja noch nichts von der Programmänderung wußten.

Gespielt wurde wie gewohnt in vier Gruppen zu diesmal jeweils vier Teilnehmern. In der Vorrunde mit 63 Fragen (darunter Schätz- und Musikfragen, sowie sechs Joker) konnten Punkte gesammelt werden. Die beiden besten Mannschaften erreichen das Finale. Und diesmal war es wirklich traumhaft spannend. Die Gruppen 1, 3 und 4 lieferten aich einen Kampf bis zum Schluß und vor der letzten Frage hatten alle noch Chancen auf die Endrunde. Für 15 Punkte galt es zu ermitteln, wie ein Jäger eine Gruppe Rehe in der Fachsprache bezeichnet. Die Frage ging tatsächlich an alle Gruppen, aber keiner wußte die Antwort (die lautet übrigens 'Sprung'). Damit waren auf der einen Seite Stefan König, Andrea Schäfer, Stephan Wilhelm und Jörg Dirks, auf der anderen Beite Pezi, Ünver Hornung, Olaf Funke und Frank Möller im Finale.

Dort loste nun Glücksfee Olaf Gustav aus einem Topf mit dreißig Fragen, die den Gruppen abwechselnd gestellt wurden. Es galt zehn richtige Antworten zu geben, bzw. nach der dreißigsten Frage die meisten Punkte auf dem Konto zu haben. Die König-Gruppe ging souverän in Führung, doch in einem tollen Endspurt gewannen schließlich Kufner & Co. Fairerweise muß jedoch erwähnt werden, daß Gruppe 1 ab und zu von Peter Herfurth und Achim Sturm untertstützt wurde (bei letzterem sprach Frank Möller zwar von einem Handikap, aber nun ja...).

Inzwischen hatten Frank LLnner und Gefolge die CN und das Diskussionsblatt des PRBCBS geheftet und verteilt. Der Clubhefter der Bullypen lieferte vor den erstaunten Augen der Zuschauer eine tolle Kür ab. Ordnen, Heften, Falzen, Anrollen - ein fließender Bewegungsablauf, den man dem kräftigen Linner eigentlich gar nicht zutraut.

Damit nicht genug, führte Frank zusätzlich noch den Titel des Grillmasters, und kümmerte sich aufopfernd um die hungrigen ACDler, welche sich geifernd vor dem Vereinsheim versammelten und allerlei Tüten und Taschen schwenkten.

Für solcherlei banale körperliche Bedürfnisbefriedlgung hatten die Fußbal1er unter den Conteilnehmern freilich keine Zeit.ACD-CON 92

Ein bißchen dick geraten,
aber eindeutig Pezi
Thomas Kass und Frank Möl1er hatten sich der Sportbegeisterten angenommen und mit Ball, Fangemeinde und diversen Fotografen zog man zu einem hundert Meter entfernten Feld. Die Tore wurden mit leeren Cola-Kisten markiert, die Mannschaften zusammengestellt (vier Stück zu je vier Spielern), und dann stieg das erste Vorrundenspiel.

Der Modus unterschied sich nicht von den vorangegangenen drei Turnieren. Zunächst spielte jede Mannschaft gegen alle anderen. Die beiden besten Gruppen bestritten das Endspiel, während die beiden geschlagenen Teams zuvor um den dritten Platz kämpfen durften.

Es waren exakt zwei Minuten und zwei Bekunden gespielt, als der Himmel seine Schleusen öffnete, und ein Unwetter losbrach, daß in dieser Heftigkeit wohl kaum jemand erwartet hatte. Pezi verkündete zwar überzeugend, daß es weder besonders lange, noch besonders stark regnen würde, doch nach spätestens fünf Minuten mochte diese Aussage niemand mehr so recht g1auben. Völlig durchnäßt erreichten die frustrierten Athleten das Vereinsheim, wo diverse Herren ihre Zelte gegen eindringendes Wasser zu sichern suchten, oder den bereits entwurzelten Plastikplanen schreiend hinterherrannten.

Etwa eine halbe Stunde später hörte der Regen langsam auf. Frank Möller und ich verzogen uns in Achims Zelt, um in trockene Klamotten zu schlüpfen, während Thomas Kass eine Flatzinspektion vornahm. "Feucht, aber nicht unbespielbar", lautete seine kompetente Diagnose.

Ich gebe offen zu, daß ich ziemlich erstaunt war, als die Beteiligten vehement für eine möglichst baldige Fortsetzung des Turniers plädierten. Also zurück ins Zelt und wieder rein in die nassen Sachen. Kurz darauf konnte der zweite Versuch gestartet werden - für genau zehn Sekunden. Als hätte Petrus nur auf den Anpfiff gewartet, gab er eine zweite Kostprobe seines apokalyptischen Könnens. Da es inzwischen schon nach 18 Uhr war, durfte man wohl davon ausgehen, daß die ACD-Fußballmeisterschaft 1992 buchstäblich ins Wasser gefallen war.

Zusammen mit Frank Möller, Gero Grüb1er und Norbert Reichinger machte ich mich also auf, um in der Alten Kutsche, einem direkt am Schwimmbad gelegenen Restaurant, etwas zu essen. Die wirklich ausgezeichnete Küche konnte unsere verständlicherweise leicht gedrückte Stimmung zwar nicht ganz vertreiben, aber trug doch wesentlich zur Milderung der allgemeinen Enttäuschung bei.ACD-CON 92

Rüdiger Schäfer in beliebter Vorstandspose
Als dann hinter dem Panoramafenster am Horizont die ersten Sonnenstrahlen auftauchten, war konsterniertes Kopfschütteln angesagt.

"Paßt auf", bemerkte ich noch ironisch, "wenn wir zurückkommen, haben die wieder angefangen zu spielen," Gelächter, danach eine Diskussion, ob man die jetzt nutzlosen Urkunden vielleicht versteigern könne.

Als wir die Alte Kutsche gegen 20 Uhr verliefen, drangen plötzlich die typischen Geräusche eines Fußballspiels an unsere Ohren. "Das darf doch nicht wahr sein!" kommentierte Frank, aber es war tatsächlich wahr. Am Rand des erwähnten Feldes hatten sich rund zwanzig Leute eingefunden und verfolgten das erste Vorrundenspiel des ACD-Fußballtourniers. Frank versuchte fieberhaft ein paar Schuhe und eine kurze Hose aufzutreiben, da Achim mit dem Schlüssel zum Wohnmobil nicht anzufinden war. Doch das, was ich nie mehr für möglich gehalten hatte, geschah: alle vier Mannschaften waren wenige Minuten später komplett vor Ort - und das Wetter hielt!

Nach den vier ersten Paarungen stand die Abschlußtabelle bereite fest. Es gab zwei Mannschaften mit je zwei Siegen und zwei Team mit je zwei Niederlagen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit wurde beschlossen, auf die letzten beiden Vorrundenpartien zu verzichten. Die Mannschaften um Boris Leu und Robert Musa begannen also direkt, sich um den dritten Platz zu streiten.

Der aufsehenerregenste Spieler des gesamten Turniers wurde dabei Robert Musa, wenn seine Mannschaft auch nach einem dramatischen Elfmeterschießen Letzer wurde. Als Torwart zeigte der Mann mit dem Hut Paraden, die einen Uli Stein vor Neid hätten erblassen lassen. Ich selbst verzweifelte mehr als einmal an Roberts Leistungen, und erst eine herrliche Kombination mit Frank Möller brachte das erlösende 1:0, welches unsere Mannschaft (zusätzlich verstärkt durch Pezi und Norbert) ins Finale brachte. Zum vierten Mal im Endspiel!

Dort ging es dann gegen Michael Winkler, Andreas Schneider, Michael Leiner und Stephan Wilhelm, vier Spieler, die zum ersten Mal an einem ACD-Turnier teilnahmen. Und ganz zweifellos war diese Mannschaft übermächtig. Obwohl vor allem Petra Kufner und Norbert Reichinger tadellosen läuferischen und kämpferischen Einsatz zeigten, wurde das Ziel, das Erreichen des Elfmeterschießens, nicht geschaft. In der zweiten Halbzeit gelang dem Gegner das 1:0, danach, als wir das Spiel öffnen mußten, um den Ausgleich zu erringen, fiel ein weiteres Tor. Zum dritten Mal Vizemeister und einen herzlichen Glückwunsch an die Sieger!

Enttauschung kam dennoch nicht auf, denn es war trotz der Wetterpanne ein tolles Turnier geworden. Einziger Nachteil: das Schwimmbad hatte inzwischen geschlossen...

Zurück im Vereinaheim ging es an die Fertigstellung der Urkunden. Udo Emmerich (der ein paar Stunden geschlafen hatte) hatte zudem die neuen ATTIS mitgebracht.ACD-CON 92

Marco Weber alias GOTT
Die Ränge waren voll besetzt, als die Ehrungen gegen 22 Uhr über die Bühne gingen. Abschließend wurde unter dem Beifall der ACDler der zweite Ehren-Atti in der Geschichte des Clubs verliehen. Nach Frank Möller erhielt der abgetretene Kassenwart Achim Sturm diese höchste ACD-Auszeichnung für seine fünfjährige Vorstandsarbeit. Neben der Urkunde gab es den ersten handgearbeiteten Vorabdruck des ACD-Hunderters in Farbe und gerahmt. Im Hintergrund baute bereits die Liveband Pistols and Tulps (die deutsche Antwort auf Gun's & Roses) ihre Anlage auf. Zuvor allerdings stand noch die unvermeidliche Versteigerung auf dem Programm.

Und hier bahnte sich die nächste Attraktion an. Aufgrund eines unvorsichtig gegebenen Versprechens auf dem Augusta-Con leitete Mampf (für Uneingeweihte: Martin Kempf) die Veranstaltung in einem exquisiten Outfit. Zu einem aufregenden weißen Mieder trug er Strapse und passende Strümpfe. Während seines gekonnt vorgetragenen Strips, mischten sich die begeisterten "Ausziehen"-Rufe des Publikums mit dem Blitzlichtgewitter und der schwülen Luft zu einem unbeschreiblichen Szenario. Auch der assistierende Achim Sturm wurde von der ekstatischen Meute zum Striptease aufgefordert, doch als er tatsächlich das T-Shirt ableqe, skandierten die Massen "Anziehen, Anziehen!", was eine eventuell angestrebte Karriere in einem Nachtclub wohl ein für allemal illusorisch machen dürfte. Kurzum: Eine Wahnsinns-Show - und eine Wahnsinns-Atmosphäre.

Kein Wunder also, daß die Versteigerung weit über 500 DM in die Clubkasse brachte. Einige Gebote ernteten zwar das Kopfschütteln diverser Anwesender (Frank Möller: "Die sind mittlerweile so besoffen, denen kann man alles verkaufen"), aber wie gewohnt war das Ganze wieder eine unglaubliche Gaudi.

Damit waren die Pistols & Tulps an der Reihe, eine Band aus der Erlangener Szene, die erfreulicherweise für die halbe Gage spielten. Zwar habe ich mir nur zwei rund zehnminütige Stichproben angehört, aber die Jungs haben wirklich etwas drauf und ordentlich Stimmung qemacht. Allein der Anblick eines versuchsweise pogotanzenden Ralf Grosser war die Sache wert...

Frank Möller und ich kamen jetzt endlich dazu, unsere Grillvorräte anzugehen. Frank Linner entfachte speziell für uns noch einmal ein hübsches Feuer und kümmerte sich um die fachgerechte Zubereitung (Thank you very much!). Fackeln und Wachslichter verwandelten die Grillstelle schnell in einen Treffpunkt für jene, die die Livemusik nicht hören wollten.ACD-CON 92

Der war nicht da!
Wir haben an dich gedacht, Sascha!
Gero Grübler erzählte Schwänke aus seiner Jugendzeit ("Um in Sarstedt nicht erkannt zu werden, trage ich hochgesch1agene Krempelhüte") und ließ auch keine Gelegenheit aus, sich zu blamieren. Mein Freund Gero! Aber so ist er nun einmal...

Frank Möller stellte einige erstaunliche Studien zu Jörg Dirke an ("Wenn der Typ nicht redet, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: er ißt oder er schläft."). Später versuchte meinereiner dann unbemerkt originelle Fotos zu schießen; z.B. von dem ständig einnickenden Jörg oder dem im Feuerschein mit blonden langen Haaren und gefalteten Händen einer Madonna ähnelnden Olaf Gustav.

Pezi hatte unterdessen die fast abgebrannten Fackeln als Spielzeug entdeckt, was mich unbemerkt ein wenig von ihr abrücken ließ. Auf der gegenüberliegenden Seite versuchte sich Norbert Reichinger als Brandstifter.

Gegen vier Uhr morgens (Pezi war inzwischen zum Bemalen von so exotischen Dingen wie Cola-Flaschen und Chips-Eimern übergegangen) kam Udo auf die glorreiche Idee, eine kleine Vorstands-Sitzung abzuhalten, Allzuviel Konzentration war ich allerdings nicht mehr in der Lage aufzubringen und alsbald schleppte ich Decke und Luftmatratze aus Achims feuchtem Vorzelt in den Conraum, stöpselte mir die von Gero erhaltenen Geräuschdämmer in die Ohren und versuchte ein wenig zu schlafen,

Sonntag, 02.08.1992

In den nächsten Stunden hatte ich Gelegenheit die einheimischen Stechmücken allesamt persönlich kennenzulernen. Um acht Uhr war meine Geduld dann erschöpft. Andrea war bereits eingetroffen und kümmerte sich um das Frühstück. Anstelle der Stechmücken traten nun die Wespen, deren extreme Aufdringlichkeit als ein biologisches Phänomen angesehen werden kann. Immerhin kam Michael Mehlmann auf diese Weine zu einer ganz besonderen Conwidmung, als ich sein entsprechendes Buch als Wespenfalle mißbrauchte.

In der Folge gab es eine ganze Reihe von echten Horrormasken zu besichtigen. Immer mehr unausgeschlafene, verkaterte und leicht mürrische Gestalten krochen aus ihren Schlupflöchern. Und dann traf mit Dieter Reich noch ein verspäteter ACDler ein, der am Samtag leider etwas anderes vorgehabt hatte.

Zuvor war jedoch ein letztes Mal der Schwimmbadbesuch angesagt. Im Wellenbecken ging es beim Wasserfrisbee mit rund 20 Leuten überaus turbulent zu, wobei sich besonders Frank Linner als menschliches Atom-U-Boot erwies. Mit dem letzten sauberen T-Shirt auf dem Körper und halbwegs sicher, daß ich in den nächsten zwei Stunden nicht im Stehen einschlafen würde, traf ich wieder im Vereinsheim ein.

Zusammen mit Dieter Reich und Udo Emmerich konnten jetzt einige Dinge, die Zukunft des ACD und der AFS besprochen werden. Dieter hatte zudem die neuen ACD-T-Shirts mitgebracht, und mehr als zwanzig Exemplare wechselten den Besitzer. zahlreiche Sonderbestellunqen mit Namenszügen wurden aufgenommen, und auch das offizielle Con-Shirt fand allgemeine Zustimmung. Dieter hat sich wirklich eine Wahnsinnsmühe gemacht, und die Hemdchen sind ihr Geld allemal wert!

Über die zahlreichen Zukunftspläne wird an anderer Stelle und zu gegebener Zeit informiert werden.ACD-CON 92

Die neue interne ACD-Währung
Die ACDler können sich auf jeden Fall auf ein ereignisreiches 1993 freuen, in dem der Club gewissermaßen neue Horinzonte öffnen wird (und ihr dürft mir glauben: ich übertreibe keineswegs!).

Die Zeit verging wie auch in den vergangenen Tagen viel zu schnell. Die ersten Abschiedsszenen machten deutlich, daß auch der 6. ACD-Jahrescon langsam seinem Finale zustrebte. Gero, Jörg und ich brachen gegen 13.30 Uhr auf (Frank Möller war schon vorher per Bahn abgereist). Das letzte, was ich im Rückspiegel sah, war Pezi, die uns bis zum Auto begleitet hatte. Warum müssen Cons bloß zu Ende gehen?

Dreieinhalb Stunden später hockten wir wieder im McDonalds bei Kirchheim. Dieselbe lahme Bedienung, die gleiche Hitze, nur wir waren nicht mehr dieselben. Müde und erschöpft - aber zufrieden. Einhellige Meinung: es war ein schöner und erfolgreicher Con!

Um l8.30 Uhr trafen wir endlich in Sarstedt ein. Mit Mühe schaffte ich es noch, meine Sachen auszupacken und die nötigsten Worte mit Bruder und Eltern zu wechseln. Irgendwie stolperte ich ins Bett - und wachte erst zwölf Stunden später wieder auf.

Montag 03.08.1992

Eigentlich war der Con damit beendet, doch der Abend den Montags sollte noch eine kräftige Überraschung für mich bereithalten. Die Folgen der beiden nahezu schlaflosen Nächte waren weitgehend verdaut. Ich saß gegen 20 Uhr am Rechner um die ersten Saiten dieses Conberichts zu tippen, als es an der Tür klingelte. Ich öffnete - und vor mir standen Andrea Schäfer und Thomas Kass!

'Oh Gott!' schoß es mir durch den Kopf, und mein Äh-Gesicht war in diesen Sekunden dem des Gero Grübler durchaus ebenbürtig. 'Du hast doch etwas zurückbehalten!'

"Was macht ihr denn hier?" konnte ich mit leicht heiserer Stimme noch stammeln. Zu meinem Glück klärte sich die Sache dann schnell auf. Die beiden waren nicht etwa so pflichtbewußt, daß sie einem ACD-Vorstandsmitglied die letzten Con-Infos persönlich überbringen wollten, sondern befanden sich auf dem Weg nach Föhr um dort Urlaub zu machen.

Nach einem kurzen Umtrunk ging es in den Wullekopp. eine Sarstedter Kneipe mit preiswerter und guter deutscher Küche. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, um für meinen Bericht wissenswerte Details zu erfahren. So hat der 6. ACD-Jahrescon rund 60 Besucher gesehen und mit einem dicken Plus abgeschlossen. Liegengeblieben ist lediglich ein Gasgrill mit gefüllter Gasflasche. Der Besitzer möge sich in zwei Wochen bitte bei Andy und Thommy melden.

Und damit wären wir beim Fazit angelangt. Ich persönlich habe einen typischen ACD-Con erlebt. Bunt, anregend und gut organisiert. Einziger Schwachpunkt war der 'Fußball-Regen', aber da bin ich gnädig und mache den Veranstaltern keinen Vorwurf. Das nahe Schwimmbad war optimal, die Räumlichkeiten und sanitären Anlagen in gutem Zustand. Ich freue mich schon jetzt auf den ACD-Jahrescon 1993!


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