3.PR-WELTCON Impressionen aus Karlsruhe von Peter F. |
Andy Schäfer gabelte mich zu Hause auf und nahm mich mit nach Karlsruhe. Durch ihre Ortskenntnisse war das Kongreßzentrum rasch gefunden und wir konnten sogar einen gebührenfreien Parkplatz ergattern. Nach wenigen Metern Fußweg betraten wir vollgepackt die Nancy-Halle. Durch das unübersehbare Plakat "Hier schläft der ACD" war unser Schlafplatz im hinteren Teil der Halle schon festgelegt. Für's Einchecken war es leider schon zu spät. Zusammen mit einigen anderen (wie z.B. John L. und Freundin) landete ich bei einem Italiener, dessen Tischordnung wir gleich etwas nach unseren Vorstellungen umgruppierten. Auf unser Essen allerdings mußten wir stundenlang warten und geschmeckt hats dann auch nicht besonders. Zwischendurch zogen immer wieder ein paar Fanhorden an uns vorbei. Später gesellten sich noch KNF und Robert Feldhoff zu uns. Klaus brachte einige Flyer für den FREUCON 92 mit, extra für den Perry-Con gedruckt. Die lockere Runde glich das Essen samt Warterei wieder aus. Robert machte einen sehr sympathischen Eindruck. Zur allgemeinen Erheiterung erzählte Klaus von einem peinlichen Fauxpas, der unserem lieben Rüdiger S. unterlaufen war: Als Klaus und Robert Rüdi begegneten, stellte Klaus Robert als Neo vor. Rüdi hats geschluckt und eilte weiter. Nobody's perfect! Irgendwann in der Nacht begleitet ich Klaus noch zum Queenshotel, dem Domizil der Autoren, da er einige Atlan-Romane für mich dabei hatte. Wir machten es uns auf einer Treppe bequem und quatschten über Gott und die Welt. Zwei vorbeikommende, etwas alkoholisierte Saarländer vom SFC Universum trugen sehr zu unserer Unterhaltung bei. Die Saar-Fans kannten Klaus bisher nur dem Namen nach und die eine Fanin meinte, sie hätte Klaus auf etwa 40 Jahre geschätzt. Armer Klausi! So gegen 3 Uhr fand ich schließlich in meinen Schlafsack. Samstag. Ich hasse Leute, die meinen, wenn sie wach sind, müßten auch alle anderen wach werden. Und das nur, weil einige ACDler ins Schwinmbad zum Duschen wollten. Die Waschgelegenheiten der Halle waren hoffnumgslos überlaufen. Das Frühstück im Nancy-Restaurant schenkte ich mir, ich spielte Selbstversorger. Mit Mampf machte ich mich auf den Weg zur Anmeldung. Da unserer Meinung nach zu viele Leute dort herumstanden, unternahmen wir noch einen kleinen Abstecher in den nahegelegenen Zoo (knapp zwei Stunden lang). Eine wirklich schöne Anlage, wirklich empfehlenswert. Wieder zurück standen zwei lange Schlangen bis weit auf den großen Platz vor dem Kongreßzentrum. Pech gehabt! Geduld war angesagt. Beim Warten begegnete uns Axel J., dem wir erst mal seine richtige Schlange zuwiesen. Das Problem der Anmeldebestätigung wurde meiner Meinung nach recht umständlich gelöst. Auch erfuhr man in den beiden Schlangen (für je eine Hälfte des Alphabets) erst kurz vor dem Schalter, ob man in der richtigen Schlange stand. Auch hatte sich der Verlag recht kurzfristig dazu entschlossen, die Con-Packages nicht im Vorfeld der Veranstaltung zu verschicken. So spart man eine Menge Porto. Hätte man den Leuten wenigstens ihr Badge schon zugeschickt und das Package gegen Vorlage desselben ausgegeben, wäre alles etwas schneller gegangen. Auf dem Weg zur Anmeldung versuchte ich, noch ein paar von Herrn Fricks Flyern an die Frau/den Mann zu bringen, aber ich kam wohl zu spät, denn immer öfter bekam ich zu hören:"Hab' ich schon!" Insgesamt wurden im Laufe des Cons 1500 Flyer unters Fanvolk geworfen. Das Warten wurde einem auch durch die beiden Roboter verkürzt, die man schon aus Saarbrücken (1986) kannte und die sich unter die Leute mischten. Soweit, sogut. Nun ging es erstmal an die Erkundung der weitläufigen Räumlichkeiten. Die Infostände und Nebensäle gruppierten sich rings um den großen Brahms-Saal. Beim Stand eines bekannten Großhändlers konnte man nur noch von einem "Rausch bei Rauscher" sprechen. Er hatte auf sieben Meter Verkaufstische (den Meter für DM 100,-) seine Rhodan-Hefte bananenkistenweise aufgefahren und wurde von den Fans fast über den Haufen gerannt. Sonntags gings hier schon viel ruhiger zu. Auch dem SFCBW-Stand stattete ich einen Besuch ab, um einige bekannte Gesichter zu begrüßen. Alsdann fand im Brahmssaal die um zwei Stunden verschobene Eröffnungszeremonie vor knapp 2000 Fans statt. Im Publikum entdeckte ich schließlich auch Kees van Toorn. Er fragte mich, ob mir dies hier alles nicht bekannt vorkäme. Und ob! Die Parallelen zu ConFiction, dem letztjährigen World SF Con waren nicht zu übersehen. Man hatte nicht nur den Namen übernonmen, sondern auch viel vom Drumherum. Warum nicht, wenns zum Gelingen des Cons beitrug? Auf dem Con liefen zwei ziemliche Peinlichkeiten herum. Erstens ein Neo mit "Gucky for ever"-T-Shirt, der mehr als undeutlich sprach und welcher unseren Rüdiger fragte, was denn seine Arbeit bei VPM mache und warum er nicht im Con-Buch erwähnt sei. Zweitens ein Herr namens Christian S., den man ständig mit einem selbstgebastelten "Presseausweis" und einem ziemlich gestreßten Gesichtsausdruck durch die Gänge laufen sah. Er gehörte zu einer kleinen Gruppe von Fans, die vom Verlag die Erlaubnis hatten, ein Video über den Con zu drehen, mit entsprechender Unterstützung des Verlages (Werbung auf der LKS usw.). Natürlich wurde auch "Clubnachrichten-Klaus" von ihnen interviewt. Ihn fragte ihn vor mehreren laufenden Kameras in einem separaten Raum aus. Besagter S. hatte nichts besseres zu tun, als geschlagene drei Mal in den Raum und vor die Kameras zu tappen, um Klaus irgendewtas belangloses zu fragen. Er hats einfach nicht geblickt und die Leute hatten ihre liebe Müh', ihn immer wieder aus dem Raum zu bugsieren. Der SFC Universum, dessen Mitglieder als Con-Helfer fungierten, hatte auch einen eigenen Stand. Dort lagen die in letzter Zeit öfters in Fanzines erwähnten Publikationen der Leute um Hans-Dieter Schabacker aus. Man hat sich wirklich Mühe gegeben das Material zusammenzutragen, aber die Endprodukte sind ziemlich mäßig geraten bezüglich Druck und Verarbeitung (uralte Schreibmaschine, starke Kopierränder). Kees lud mich zu einem Wasser ein (sündhaft teuer, wie alles im Kongreßzentrum) und wir plauderten ein wenig über den Con, über ConFiction (es soll in den kommenden Monaten noch ein Video dazu erscheinen). Dabei erfuhr ich, daß Transgalaxis in einer Stunde rund 40000 DM Umsatz gemacht haben soll! Wen wunderts bei den Preisen. DM 30,- für ein Con-T-Shirt, DM 98,- fürs neue Lexikon, DM 5,- für ein Con-Poster, welches jeder eigentlich in seinem Package fand. Aber es wurden trotzdem noch welche verkauft. Aufkleber kosteten DM 2,50 usw. 1986 in Saarbrücken konnte man die Aufkleber noch stapelweise umsonst mitnehmen. Ab und zu tauchten auch Autoren auf, um ihre Signierpflichten zu erfüllen. Sie Waren stets sehr umlagert. Wo immer eine Menschentraube zu sehen war, konnte ein Autor nicht weit sein. KNF hatte oft seine Müh' und Not, die Autoren für die einzelnen Programmpunkte loszueisen. Zum Treffen der PR-Autoren mit ihren Übersetzern zog es mich wieder in die Haupthalle. Als Übersetzer saßen Kees van Toorn und zwei Japaner (mit Dolmetscherin) zusamnen mit Peter Terrid, Kurt Brand und Peter Griese auf der Bühne. Die nette Dolmetscherin (Masayo Ikeda-Stötzer, studiert in Heidelberg Anglistik, Anm. d. Red.) hatte manchmal einen ziemlich schweren Stand gegen die teilweise etwas unfairen Einwürfe Frank Laufenbergs. Es gab aber auch viel zu lachen. Und man erfuhr, daß die Gruppe der Japaner pro Nase 5000 DM für den Con ausgegeben hatten (Flug etc.) Zudem ging dafür noch ihr Jahresurlaub drauf. Alle Achtung! Ansonsten deponierte ich einige Dinge beim ACD-Stand und kaufte ein paar Kleinigkeiten beim Holografiestand direkt daneben (ziemlich faire Preise übrigens). Um 20 Uhr stieg dann das "Fest für Freunde" im Schnapsbrennersaal. Jeder Fan hatte Musikwünsche abgeben können. Mir war es entschieden zu laut und ich hielt mich lieber bei den Japanern auf, die neben dem Saal eine kleine Party mit japanischen Snacks (Rochen- oder Haifischflossen, Kalamari, Sake) gaben. Dazu hatten sie noch einen kleinen Videorekorder dabei und zeigten auf zwei Mini-LCD-Bild-Schirmen japanische SF-Zeichentrickfilme (ohne Untertitel). Die Stimmung war super und jeder kam auf seine Kosten. Spät in der Nacht feierte Pezi in der Nancy-Halle noch ihren Geburtstag. Sonntag. Obwohl erst um 10 Uhr Programm angesagt war, machten die Leute in der Nancy-Halle mal wieder viel früher Randale. Mampf, der neben mir lag, sah mich nur kopfschüttelnd an, und wir verkrochen uns wieder in unsere Schläafsäcke, um wenigstens noch ein bißchen Schlaf nachzuholen. Im Programm wurde der Film "SOS im Weltraum" gezeigt, zum Auftakt einer Diskussion über den neuen PR-Film. Da ich das Machwerk schon kannte, wollte ich es mir nicht nochmal antun. Draußen kam ich dann am PR-Abostand vorbei. Ich nahm mir gleich ein paar von den gratis ausliegenden Briefkarten mit. Die Dame am Stand erzählte, ihre Kollegin sei am Vortag von den Fans schier überrannt werden, so hätten sie sich um das Briefpapier gerissen. Auch die PR-Stammtisch-Wimpel lagen haufenweise zum Mitnehmen herum. Einerseits der Transgalaxis-Kommerz, andrerseits wirft man die Produkte einfach unters Volk. Der interessanteste Progranmpunkt am Sonntag war zweifellos der Bericht des japanischen PR-Clubs Millenium Sol. Der Atlan-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Kibe Shinja hatte vor sich ca. 170 japanische PR-Ausgaben aufgebaut. Die Dolmetscherin vom Vortag tat ihr bestes, aber es kam oft genug zu unfreiwilligen Lachern. Zum Beispiel als sie nach einem SF-Preis in Japan gefragt wurde und daraufhin auf die PR-Bände zeigte und und sagte, sie würden 400 Yen kosten. Auf die Frage, was der Club denn so bei seinen Treffen machen würde, kam von Kibes Freund nur ein trockenes Lachen. Am Ende des Vortrags wurden alle PR-Ausgaben an die Zuhörer verschenkt! Man wollte nicht mal einen Solidaritätsbeitrag dafür annehmen. Schenken macht Japanern nun mal viel Freude. Kurt Brand versuchte, seine japanischen Roman-Ausgaben zusammenzubekommen und mußte natürlich fleißig Autogramm geben. Beim Durchblättern der Perrys entdeckte ich Abbildungen von Gucky, die eher an eine Wasserratte erinnerten. In einem anderen Band waren deutsche Panzer und Nazis mit deutlich erkennbaren Hakenkreuzen auf den Uniformen abgebildet. Ziemlich herb! Zu den offziellen Autogrammstunden während des Nachmittags und nach dem Finale bildeten sich lange Schlangen, die sich rund um den Brahmssaal wanden. Arme Autoren! Allerdings waren die Fans so diszipliniert in den Schlangen auch zu warten und nicht einfach zu versuchen die Tische zu stürmen, wie es anfangs in Saarbrücken geschah. Das große verabschieden war gekommen. Einige der Leute sah ich ja eine Woche später schon wieder auf dem H'ay-Con. Gepäck ins Auto und ab in Richtung Heimat. Gegen 18 oder 19 Uhr war ich wieder zu Hause. Schlußbemerkungen. Besucher waren es etwa 2500. Im Vorfeld des Cons wurden die Leute sogar am Telefon abgewimmelt, der Con sei ausverkauft. Der Verlag war höchst zufrieden. Auf Anregung von Klaus Mahn hin gab es am Sonntag abend noch Standing ovations für die Helfer von SFC Universum. Auch müsse man über eine 6.Auflage intensiver nachdenken und sich mehr um den Nachwuchs kümmern. ACDler waren etwa 40 bis 50 anwesend. Ein Autor (Name der Red. bekannt, aber von ihr zensiert) verriet sogar etwas über die laufende PR-Handlung, da er nicht wußte, welche Nunmer gerade aktuell war. Damals war es etwa Band 1565. Mitte der siebziger Bände würden die beiden ausgebrannten Zellaktivatoren von Tschubai und Lloyd bei der Andromeda-Expedition noch eine Rolle spielen. Marianne Sydow erzählte mir zwei Wochen später auf dem Bär-Con, daß die Bediensteten des Kongreßzentrums überrascht waren, wie ruhig und sauber es auf dem Con zuging. Es lag kein Abfall herum und es gab nur einen Betrunkenen. Das waren sie nicht gewohnt. |