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Der familientaugliche "Back to the Roots"-Con

21.-23. Juni 2013 in Lomnitz

Impressionen gesammelt von KDL


Es war schon etwas seltsam so vor 3 Jahren, als es mich nach Dresden verschlug. Der in verschiedenen Listen aufgeführte Stammtisch ließ sich absolut nicht finden, sowohl Ort als auch Veranstalter waren spurlos verschollen. Laut BiFi sollte es aber doch so was wie eine SF-Community geben und unter dem Dach der Urania fanden sich dann tatsächlich ziemlich versteckt und nicht sehr ausführlich einige Informationen zum "URANIA Science Fiction Clubs TERRAsse Dresden". Und eine der ersten war die Ankündigung eines "Lomnitz-Cons". Was kann man schon falsch machen, also kurzentschlossen angemeldet und hingefahren. Und dieses Jahr ist es jetzt schon das dritte mal, das ich für ein knappes Wochenende nach Lomnitz fahre.


Lomnitz-Con 2013
Das ehemalige FDJ-Ferienheim

Lomnitz-Con 2013
Die Buschschänke am Ende des Waldes

Man nehme: einen Ort abseits allen Trubels am Ende einer Sackgasse, ein ehemaliges FDJ-Ferienheim, an dem seit der Wende absolut nichts gemacht wurde, einen 300 Jahre alten Waldgasthof, eine Wiese zum Zelten und 2 Dutzend Leutchen - das Ergebnis: der Lomnitz-Con!

Dieses Treffen hat seine Wurzeln noch in der Vorwendezeit und so hat das sächsische Fan-Volk dort eine ähnliche Altersstruktur wie der ACD (eventuell liegt der Altersdurchschnitt - ich will mich da jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen - noch ein wenig höher). Aber ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und so passt das schon.

Also schwinge ich mich am Freitag nach der Arbeit aufs Motorrad und fahre die 26km bis zur Con-Location, dort könnte ich zwar zelten, aber das tue ich mir bei der kurzen Strecke nicht an und fahre dann Abends halt wieder zurück. Das Wetter meint es gut mit mir, die Sonne scheint und so meide ich die Autobahn und nehme die etwas längere Strecke über die Landstraßen. Angekommen an der "Buschschänke" geselle ich mich zu ein paar Leutchen, die draussen unterm Sonnenschirm ihr Bierchen trinken. Ich kenne zwar keinen, aber es entwickelt sich eine nette Unterhaltung, in deren Verlauf ich allerdings feststellen muss, das sie gar nichts mit dem Con zu tun haben - was soll's!


Lomnitz-Con 2013
Begrüßung im Biergarten

Das Bierchen ist kaum angetrunken, als ich dann aber doch zwei bekannte Gesichter sehe, die sich am anderen Ende des Biergartens an einen Tisch setzen, also schnell verabschiedet, das Bier geschnappt und dazugesellt. Wie es sich für einen ordentlichen Con gehört, gibt es nach Entrichtung des Con-Beitrages dann einen Con-Batch. Nach und nach trudeln die Con-Besucher ein, wobei es mehr wie ein Familienausflug aussieht: Papa, Mama, Kinder und der Opa ist auch dabei.


Lomnitz-Con 2013
Warten aufs Essen

Und der Wirt hat am Fenster, durch das die Getränke und Speisen rausgereicht werden eine Menge zu tun. Die drei Zimmer im Gasthof sind ausgebucht, und die anderen bauen ihre Zelte auf. Eventuell kommt dem einen oder anderen von euch der Name Wilko Müller jr. bekannt vor, der ist auch immer dabei.


Lomnitz-Con 2013
80% Ost-Literatur + 1% K.H.Scheer

Wie auch beim ACD-Con gibt es auch auf dem Lomnitz-Con Rituale, auf die nicht verzichtet werden kann. Und eins kündigt sich an, als die Gitarren bereitgestellt werden. Ein anderes nähert sich in Gestalt von Peter Schünemann, Science-Fiction-Autor aus Halle/Saale. Denn singen zur Klampfe und Lesung eines Autors, das sind die Eckpfeiler des Lomnitz-Cons. Ansonsten wird viel erzählt, gegessen und getrunken und es bleibt auch Zeit für einen Rundgang. Im Eingangsbereich der Con-Baracke warten wieder jede Menge Bücher auf Käufer, u.a. angeschleppt vom "Oberförster". Wo der all die (ur)alten Schinken - meistens Ost-SF, aber auch alles mögliche andere, von sorbischen Erzählungen bis zu Märchenbüchern und einer Udo-Jürgens-Biographie - her hat, weis er wohl selber nicht mehr. Dem Geruch nach wohl manchmal aus den tiefsten Grüften. Weiter drinnen steht in einem Seitenraum seit ewigen Zeiten ein Trabbi rum, und die Stützbalken des Daches rechts und links von ihm sehen auch nicht mehr so stabil aus. Einige Nebenräume, die früher mal als Schlafräume genutzt wurden, stehen offen und werden als Lager für allen möglichen Kram genutzt.


Lomnitz-Con 2013
Der ultra-rustikale Con-Raum

Lomnitz-Con 2013
Das 100 jährige Fliegengrab

Im eigentlichen Con-Raum sind Tische und Stühle aufgebaut und Beamer, Laptop und Leinwand warten auf die Dinge, die noch folgen sollen. Glücklicherweise sind die Fenster alle schon seit einiger Zeit geöffnet, denn ansonsten wäre der Mief der Geschichte wohl nur schwer erträglich - ich wollte noch fragen, ob die Räumlichkeiten öfter als einmal im Jahr genutzt werden - wohl kaum. In den Schirmen der Leuchtstoffröhrenlampen sind Generationen von verendeten Fliegen zu erkennen, den Kachelofen baucht man glücklicherweise nicht, wahrscheinlich würde ein Heiz-Versuch auch zum Abfackeln der Baracke führen. Sanitäre Anlagen sucht man vergeblich, wer mal muss, begibt sich zu jenen, recht rustikalen, in der Buschschänke.


Lomnitz-Con 2013
Leia, Lara, Timo, Anne + ?

Zwischenzeitlich habe ich mich - irgendwie war das zu erwarten - mit den 5 anwesenden Kindern angefreundet und bin mit Fangen, Hoppe-Reiter, Schaukel-anschupsen und ähnliche Aktivitäten beschäftigt. Ausserdem muss ich versprechen, am nächsten Tag einen 2. Helm mitzubringen - denn ohne gibts keinen Motoradausflug. Irgendwann ist es dann Zeit und ich mache mich auf nach Hause - diesmal etwas schneller über die Autobahn.

Für den Samstag war das Frühstück für 9 Uhr angekündigt und so terminiere ich meine Ankunft auf so ca. 10 Uhr und komme dann auch noch rechtzeitig, um mich zu einer Tasse Kaffee zu den Frühstückern zu setzen. Aber es dauert gar nicht lange und die Kinder wollen endlich mit dem Motorrad fahren. Während der Rest der Con-Besucher zu einem Waldspaziergang aufbricht (auch ein traditioneller Programmpunkt), drehe ich die ersten kleinen Runden mit meinen jungen Beifahrern - die elterlichen Erlaubnisse haben wir natürlich vorher eingeholt - und die können gar nicht genug bekommen. So muss ich versprechen, am Nachmittag ein weiteres mal den Chaufeur zu machen. Inzwischen sind die anderen auch zurück und bestellen sich nach und nach ihr Mittagsessen - rechtzeitig ist wichtig, denn es kann durchaus 1 Stündchen dauern, bis serviert wird.


Lomnitz-Con 2013
Wilko-Sale vor der Con-Baracke

Lomnitz-Con 2013
Peter Schünemann liest

Da das Wetter freundlicherweise weiterhin blendend ist, bleibt man draussen und Wilko hat vor der Baracke einen Stand mit seinen Werken aufgebaut. Eigentlich wie jedesmal, erwerbe ich eins von seinen Büchern, muss aber zu meiner Schande gestehen, dass ich noch keines gelesen habe. Nachdem ich mit meinen kleinen Freunden ein lecker Eis geschleckt habe, findet dann der Hauptprogrammpunkt des Cons statt. Wegen des schönen Wetters liest Peter Schünemann aus seinem letzten Buch draussen im Biergarten. Den Kiddies wird das aber bald zu langweilig und nachdem sie genug rumgetobt haben und ich auch kaum noch Kraft zum Flieger- oder Reiterspielen habe, werde ich an mein Versprechen erinnert. Diesmal aber nicht nur einmal die Dorfstrasse rauf und runter, sondern länger und richtig schnell. Also mache ich mich mit den 4 großen abwechselnd auf die Socken und auf einer kurvigen, so gut wie nicht befahrenen Landstrasse mit einem ziemlich guten Belag brezeln wir so richtig flott durch die Gegend. Irgendwann ist aber Schluss, denn ich muss mir noch ein wenig Benzin für die Heimfahrt aufheben.


Lomnitz-Con 2013
Auf dem Spielplatz

Lomnitz-Con 2013
Flottes Trällern bunter Weisen

Nach Einnahme des Abendessens bei immer noch angenehmen Temperaturen im Biergarten, wird es aber wieder ernst und im Con-Raum gibt es einem Foto begleiteten Bericht über Raumfahrt-Internas, von den Raketen-Werkhallen und dem Sternenstädtchen der Russen über kuriose Begebenheiten an Bord der MIR und so weiter. Richtig interessant und gut gemacht. Und dann wird gesungen! Zum Klang zweier Gitarren wird von Klassikern wie "Marmor, Stein und Eisen Bricht" und "Let it be" über seltsame Ostschlager bis zu Volksliedern alles verwurstet. Hört sich im ersten Moment echt strange an, aber ist dann doch echt lustig - und seltsame Sachen, wie z.B. Mitternachtsarmdrücken, sind uns ja nicht ungeläufig. Irgendwann nähert sich der Uhrzeiger dann Mitternacht und die Kiddies werden unter teils lautstarkem Protest in die Schlafsäcke verfrachtet. Ich verabschiede mich von ihnen und besonders die beiden großen sind ein wenig enttäuscht, das ich am Sonntag nicht mehr vorbeikommen werde. Also tauschen wir EMail-Adressen aus, ich verabschiede mich bei den Leutchen, die im Con-Raum noch immer gelegendlich versuchen, die Fliegen und Mücken durch Gesang zu vertreiben, und mache mich dann Mopedfein. Beim Umziehen fallen die ersten Regentropfen und ich beeile mich ein wenig in die vorsichtshalber mitgenommenen Regenklamotten zu steigen, was sich später aber als überflüssig herausstellt, denn weitere Tropfen oder gar Schlimmeres fallen auf der Heimfahrt nicht vom Himmel.

Was kann man abschließend sagen? Allein die Tatsache, dass ich bereits zum dritten mal auf dem Lomnitz-Con war und wohl auch nicht zum letztenmal dort sein werde, zeigt meine Wertschätzung für solche "Back to the Roots"-Cons, zu denen ich natürlich auch unseren ACD-Con zähle.



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