Wanderer, kommst Du nach Rastatt, so sage dort: Du hättest uns hier sitzen gesehen, so wie das Programm es befahl. |
Das ist Wahnsinn! NEIN, DAS IST SINZIG!!! |
Ein etwas anderer Conbericht von Kurt Kobler |
Herbst 2007, letztes Wochenende im September, das Wochenende an dem eine Legende zurückkehren sollte, der Sinzig-Con. Das war natürlich etwas, dass ich mir nicht entgehen lassen konnte, denn ich hatte acht der insgesamt neun vorherigen Sinzig-Con mit- und übererlebt. Und so war es fast wie eine Zeitschleife, als ich an einem verregneten Samstagmorgen den Benz aus der Garage rollte und in Richtung Süden drehte. Oft hatte ich schon diesen Weg zurückgelegt im Laufe der Jahre. Viel hatte sich in dieser Zeit geändert : Die Kanzler, die Währung, das Gewicht und die Anzahl der Haare. Älter war man geworden, aber an der Legende Sinzig waren die Jahre scheinbar abgeprallt wie Singvögel an einer Glasscheibe. Das erste mal bretterte ich, es war das Jahr 1994, noch mit einem kreuzbrechenden englischen Zweisitzer in Richtung Sinzig, und jetzt mit einem Wagen mit Stern für reifere Herrschaften. Ich durchquerte fröhlich Helau rufend das schwarze Loch zwischen Leverkusen und Bonn von dem niemand weiß was sich darin verbirgt und dann kam langsam wieder der Rhein in Sicht. Der Straßenbelag wechselte von Asphalt zu Beton, dann zu Kopfsteinpflaster und schließlich zu festgetretenen Lehmboden. Ich durchstieß einen Vorhang aus Efeu-Ranken und da lag es dann wieder vor mir : Sinzig, die Perle des Rheintales. Barfüßige Kinder liefen neben mir her, als ich die staubige Dorfstraße hinunterfuhr und den Benz schließlich auf dem Marktplatz abstellte. Hier hatten schon einigen andere Conbesucher ihre Fahrzeuge abgestellt und eine ganze Reihe von Dorfbewohnern hatte sich hier eingefunden, um die pferdlosen Wagen zu bestaunten. Einer dieser freundlichen Einwohner sprach mich auch sofort in dem altgotischen Dialekt, der in dieser Region gesprochen wird, an : "Also dann hat der Minesänger doch nicht gelogen, als er uns von diesen wundersamen Fahrzeugen erzählte, da haben wir ihn ja zu Unrecht als Lügner in einen Sack eingenäht und in den Rhein geworfen". Ja so sind sie die Sinziger, herzlich und offen und immer bereit auch mal einen Fehler einzugestehen. Ich versicherte dem hilfsbereiten Gesellen noch mal, dass er meinen Wagen wirklich nicht striegeln und auf eine grüne Weide führen müsste und machte mich dann auf in das Gebäude in dem der Con diesmal stattfinden sollte. Es war nicht mehr die altbekannte Ratshöhle, sondern ein hochmodernes Lang-Haus mit einer mit Pferdedung befeuerte Zentralheizung und Öllaternen Beleuchtung. Allerdings hatte ich mich mehr auf die gemütliche offene Feuerstelle und die Fackeln gefreut, aber auch in Sinzig war der Fortschritt nicht aufzuhalten. Das merkte ich dann auch gleich an der Kasse, hier konnte man nun schon mit Muscheln und Glas-Perlen bezahlen und ein freundlicher Kassierer meinte dann auch, dass man bestimmt in einigen Jahren auch mit Reichsmark bezahlen könnte, wenn das so weitergehen würde. Aber ich war schon über den jetzigen Quantensprung sehr glücklich, hatte der Eintritt in früheren Jahren : Ein totes Huhn für drei Tage und eine halbe Ziege für einen Händlertisch, nicht nur mich sondern auch viele andere Conbesucher von Probleme gestellt. Kaum hatte ich die Felle am Eingang passiert, entdeckte ich auch schon viele Freunde und Bekannte aus alten Conzeiten und wir begrüßten uns mit Rührung in der Stimme und meist mit den Worten . "Mensch, du lebst ja auch noch". Aber es blieb nicht viel Zeit in Erinnerungen zu schwelgen, denn das Programm startete ! Eine lebende Fandom-Legende betrat die Bühne : Werner Fleischer. Die Ovationen des Publikums ließen die Lehmziegel beben, manche wurden hysterisch, andere euphorisch, depressiv oder aggressiv. Ein Hagel von Gegenständen flog zu ihm hinauf, bestehend aus Blumen, Slips, Stofftieren, Aschenbechern, Wurfmessern, Frikadellen, Atomhandgranaten und vielem mehr. Werner begann seine mitreißenden Eröffnungsrede lässig mit der alten Weisheit, das jeder PR-Fan in seinem Leben drei Dinge tun muss. Erstens einen Baumkuchen essen, zweitens ein Kind anzeigen und drittens die PR-Tage in Sinzig besuchen müsste. Anschließend trat dann der Oberschamane von Sinzig vor das Publikum und segnete alle Anwesenden, im dem er uns mit Hühnerblut besprenkelte. Er teilte uns mit, dass er und alle Sinziger sich außerordentlich freuen würde, dass die PR-Fans endlich wieder den Weg nach Sinzig gefunden hätten und der Ältestenrat hätte deshalb beschlossen, uns am Sonntag endgültig in ihren Stamm aufzunehmen. Anschließend beschrieb er die dazu nötigen Aufnahmeriten. Die hörten sich jedoch etwas schmerzhaft und merkwürdig an, so dass ich beschloss, dann lieber am Sonntag doch etwas frühzeitiger aufzubrechen... Der Con nahm seinen Lauf und gegen Abend verließen wir den Austragungsort, um in einer Schenke den Abend zu beschließen. Gemütlich flackerte die 110 Volt Straßenbeleuchtung hinter mit Grünspann befleckten Butzenglasscheiben. Ja die gastfreundlichen Sinziger hatten sogar extra für den Con wieder das Torfkraftwerk angeworfen und so kam nach langer Zeit mal wieder Nachts etwas Licht in die dunkeln Gassen und Hohlwege der Innenstadt, woran sich nicht nur die Congäste sondern auch viele Sinziger erfreuten. Allerdings scheuchte diese ungewohnte Nachtbeleuchtung Schwärme von Fledermäusen und Eulen aus ihren Verstecken, die nun etwas irritiert und zornig durch die Gegend flatterten. Bis sich die Unruhe a la "Die Vögel" draußen gelegt hatte, verbrachten wir einige Zeit in der Dorfschenke bei mundvergorenem Met und fußgepresstem Traubensaft. Die Nacht verbrachte ich anschließend im besten Haus am Platz. Die Strohsäcke waren zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach einem kräftigen Eichelkaffee, etwas Dörrfleisch und einer Erfrischung in der Pferdetränke konnte der zweite Contag beginnen. Der Morgen verging wie im Flug und es wurde Zeit aufzubrechen, denn der Aufnahmeritus nahte und mir stand der Sinn noch immer nicht nach Dingen wie Spießrutenlauf und Schwitzhütte. Die Sonne vergoldete mir den etwas traurigen Abschied, als ich meinen Wagen von einem Futtersack befreite und aus der Koppel holte. Die Autobahn war recht frei und ich ließ den Benz laufen. Die drei Zylinder brüllten ihre unbändige Kraft durch die Doppelrohrauspuffblende hinaus, als ich mit Volllast vor einem osteuropäischen Kamikaze-Lkw herflüchte, der mit rutschender Ladung über die rechte Fahrspur walzte. Ein SMART-Diesel mit 800 ccm ist nun mal kein Rennwagen. Aber seitdem ich einen Stern an der Kiste befestigt hatte, entwickelten viele Mercedesfahrer ihm gegenüber eine Art Beschützerinstinkt, während besonders BMW-Fahrer mit verstärkter Aggression auf den Kleinwagen reagierten. Die größenwahnsinnig geworden Cola-Dose trug mich wieder brav aus dem Rheintal durch den schwarzen Fleck auf der Landkarte zurück ins Ruhrgebiet. Ja schön war es wieder gewesen und ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn uns die Trommeln und reitenden Boten wieder nach Sinzig rufen. Auch wenn der Bericht selber natürlich überdeutlich als Spaß erkennbar ist, verbirgt sich dahinter keine Verarschung dieses Cons und der Stadt in der er ausgetragen wird. Ich hoffe es schimmert aus den Zeilen heraus, das dieser Text eine Liebeserklärung an diese Veranstaltung und die Stadt Sinzig ist. Sinzig ist eine sehr gemütliche aber auch moderne Kleinstadt. Ich war inzwischen schon über 12 mal dort und konnte auch beobachten, wie sich die Stadt im Laufe der Zeit positiv verändert hat. Man hat dort viel getan, aber die Einwohner machen immer noch auf mich den gleichen freundlichen Eindruck, wie beim ersten Besuch. Jedenfalls kann ein Congast in Sinziger Kneipen gut versacken. Der neue Austragungsort hatte zwar zunächst nicht den Charme des alten HOT, aber dieser Eindruck legte sich schnell. Ein sehr vorzeigbares und praktisches Gebäude. Allgemein haben mir die PR-Tage RLP wieder gut gefallen. Es ist schön dass sich Werner und Co. noch mal diese Arbeit gemacht haben und ich hoffe auf eine Fortsetzung. Kurt Kobler (Sinzig-Fan) PS: Und, selbst ein SMART-Diesel rennt noch 140 km/h und ist wirklich ein Mercedes. ![]() |